Diversity – Machtkritik – Ökonomisierung

Die gesellschafts- und herrschaftskritische Ausrichtung von Diversity-Diskursen stärker in den Blick zu nehmen war erklärtes Ziel der Herausgeber_innen dieses Sammelbandes. Gelungen ist dies im ersten Teil des Buches. Hier werden unterschiedliche Differenzkonstruktionen normativitäts- und binaritätskritisch und unter Einbeziehung ihrer historischen Kontextualisierung behandelt. Die Autor_innen legen in ihren Darstellungen der Herstellungs- und Wirkweisen der Differenzmarker „Klasse“, „Rasse“, „Geschlecht“, „Alter“ und „Dis-Abilities“ neueste wissenschaftliche Diskurse, critical whiteness studies oder affect studies zu Grunde. Der Beitrag von Jutta Hartmann zum Thema „Heteronormativität“ zeigt zudem die Verknüpfung zweier Differenzmarker und demonstriert deren Wirkweise eindrücklich an der Analyse der öffentlichen Debatte um den neuen Bildungsplan in Baden-Württemberg, der auch das Thema „geschlechtliche und sexuelle Vielfalt“ im Unterricht vorsieht. Der zweite Teil des Bandes ist den Handlungsfeldern Kultur, Bildung, Wirtschaft und Verwaltung gewidmet. Hier gelingt es leider nur in Ansätzen, den Anspruch des Sammelbandes zu erfüllen.

Insgesamt zeigt der Sammelband – gewollt oder ungewollt – einmal mehr die ambivalente und widersprüchliche „Natur“ von Diversity-Diskursen und -Praktiken. Ein Brückenschlag zwischen gesellschaftskritischer und marktförmiger Ausrichtung mag wohl nur gelingen, wenn die derzeit dominante Form der Ökonomisierung von Handlungsfeldern konsequent mitverhandelt wird. Roswitha Hofmann

Managing Diversity. Die diversitätsbewusste Ausrichtung des Bildungs- und Kulturwesens, der Wirtschaft und Verwaltung. Hg. von Karim Fereidooni und Antonietta P. Zeoli. 396 Seiten, Springer VS, Wiesbaden 2016 EUR 51,39