Evidenz und fotografische Spurensuche

Mit ihren Fotoserien „Simmeringer Haide und Erdberger Mais 1967 – 1976“ widmete sich die Fotografin Elfriede Mejchar erstmals in Österreich künstlerisch den Randbezirken Wiens. Ihre fotografische Spurensuche an den brachliegenden Grenzen zwischen Stadt und Land, ihr nüchterner Blick auf Industriebauten und ihre konzeptuellen Dokumentationen der materiellen Hinterlassenschaften einer sich rasch wandelnden Gesellschaft können als österreichische Variante des zur gleichen Zeit in den USA entstandenen Fotostils der „New Topographics“ gesehen werden. Als Fotografin des Bundesdenkmalamtes bereiste sie Österreich und fotografierte dabei auch die Hotelzimmer, in denen sie übernachtete. Wie auch ihre topografischen Arbeiten, lösen ihre Hotelserien beim Betrachten nostalgische Erinnerungen aus. Doch auf den zweiten Blick sind die Fotos der abgewohnten Hotelzimmer oder der verwahrlosten Gstätten vielmehr nüchterne Momentaufnahmen menschlicher Hinterlassenschaften. Auch ihre weniger bekannte Kritik an der Schönheitsindustrie in Form von Collagen, ihre Blumenbilder und die Porträts der österreichischen Kunstszene haben in der Publikation ausreichend Platz bekommen. Zu den abgebildeten Fotostrecken gibt es erklärende Beiträge, welche die fotografische Entwicklung Mejchars innerhalb der nationalen aber auch internationalen Fotogeschichte verorten. Im Zentrum aber stehen ihre Bilderserien von der Veränderung urbaner Peripherien und der österreichischen Provinz als Zeitdokumente unerbittlichen Wandels. Frauke Kreutler

Elfriede Mejchar: Monografie. Mit Texten von Ruth Horak, Juliane Kücher, Petra Noll, Fritz Simak, Gerhard A. Stadler, Roswitha Straihammer, Peter Zawrel. 216 Seiten, Bibliothek der Provinz, Weitra 2014 EUR 39,00