Helene Bauer und der Austromarximus
Die Philosophin und Politikwissenschaftlerin Dunja Larise würdigt mit diesem Buch die Ökonomin Helene Bauer (1871–1942) und deren sozial- und wirtschaftswissenschaftliche Beiträge aus den Jahren 1919 bis 1936. Einleitend porträtiert sie das Leben von Helene Bauer – eine Intellektuelle und bedeutende Vertreterin des Austromarximus, „eine emanzipierte Frau in turbulenten Zeiten“. Sie war mit dem um zehn Jahre jüngeren Otto Bauer (1881–1938) verheiratet. Der von Dunja Larise verfasste Teil 1 des Buchs bietet u.a. einen lesenswerten Abriss der Geschichte der Sozialdemokratie in der 1. Republik sowie eine sozial- und ideengeschichtliche Einordnung der methodischen Ansätze der (neoliberalen) Austrian School of Economics einerseits und jener der austro-/marxistischen bzw. sozialdemokratischen Strömungen andererseits. Als aktive Sozialistin und Wissenschaftlerin beteiligte sich Helene Bauer – pragmatisch und erfrischend undogmatisch – an fast allen Debatten ihrer Zeit. Teil 2 enthält elf ausgewählte Schriften zur politischen Ökonomie von Helene Bauer, die ein sorgfältigeres Lektorat verdient hätten. Sie erschienen in der Zeitschrift Der Kampf, deren Redaktionsmitglied Helene Bauer war. Thematisch reicht der Bogen von der Vermögensabgabe und Sozialisierung von Unternehmen über Othmar Spann (einen der Wegbereiter des Austrofaschismus) und Analysen der auf Krieg ausgerichteten Ökonomie des deutschen und italienischen Faschismus bis zur „notwendigen Vielheit der Ehe- und Familiengestaltung in der modernen Gesellschaft“. Empfehlenswert!
Silvia Zendron
Dunja Larise: Helene Bauer – Intellektuelle, Ökonomin, Austromarxistin. Schriften zur politischen Ökonomie 1919–1936. 236 Seiten, Mandelbaum, Wien 2024 EUR 25,00