HerbstHerbst 20102010::Arbeit Arbeit

Soziale Arbeit

Sorgearbeit (care) wird gemeinhin geschlechtsneutral diskutiert und indirekt als tendenzielle Schwäche der Sozialarbeit problematisiert, indem eine (männliche) Professionalität, Planbarkeit und Berechenbarkeit angestrebt wird. Die gesellschaftlichen Machtverhältnisse dieser Dynamik sind das Thema dieses Sammelbands, der fehlende Geschlechterperspektiven in die Soziale Arbeit einbringt. Marianne Schmidbaur diskutiert die sozialen Vorstellungen, die in den unterschiedlichen Frauenbewegungen mit „Care“-Themen verbunden waren. Gudrun Ehlert stellt fest, dass sich Professions- und Geschlechtertheorien nicht berühren und es kaum eine kritische Auseinandersetzung mit der Frage gibt, warum Soziale Arbeit in den Kreis der „male professions“ strebt. Margrit Brückner zeigt in ihrem Beitrag, welche Veränderungen die Thematisierung von Gewalt gegen Frauen für die Soziale Arbeit gebracht hat. Gerade dieses Beispiel zeigt allerdings, dass es nicht genügt, Unterstützungseinrichtungen zu schaffen und die sozialarbeiterischen Methoden immer mehr zu professionalisieren. Auch Sabine Stövesand beschäftigt sich mit Gewalt im Geschlechterverhältnis. Sie setzt sich mit communityorientierten Ansätzen auseinander und betont, dass Frauen zwar im privaten Bereich gewaltbetroffen sind, Männer aber überproportional häufig im öffentlichen Raum zu Opfern werden. Die nächsten beiden Beiträge sind der Mädchenarbeit (Maria Bitzan) und der Jungenarbeit (Alexander Bentheim) gewidmet. Schließlich beschäftigt sich Brigitte Hasenjürgen mit den selektiven Wahrnehmungsmustern, mit denen Frauen mit Migrationshintergrund konfrontiert sind. Sie werden oft als besonders problematische Klientinnen und Repräsentantinnen ihrer Kultur wahrgenommen. Hasenjürgen betont, dass es notwendig ist, anzuerkennen, dass sie sich ebenso für oder gegen bestimmte Aspekte ihrer Kultur entscheiden können. Elfriede Fröschl
 
Geschlechterperspektiven für die Soziale Arbeit. Zum Spannungsverhältnis von Frauenbewegungen und Professionalisierungsprozessen. Hg. von Mechthild Bereswill und Gerd Stecklina. 160 Seiten, Juventa, Weinheim/München 2010 EUR 17,50

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