Sorgearbeit (care) wird gemeinhin geschlechtsneutral
diskutiert und indirekt als tendenzielle
Schwäche der Sozialarbeit problematisiert, indem
eine (männliche) Professionalität, Planbarkeit
und Berechenbarkeit angestrebt wird. Die gesellschaftlichen
Machtverhältnisse dieser Dynamik
sind das Thema dieses Sammelbands, der fehlende
Geschlechterperspektiven in die Soziale Arbeit einbringt.
Marianne Schmidbaur diskutiert die sozialen Vorstellungen,
die in den unterschiedlichen Frauenbewegungen
mit „Care“-Themen verbunden waren.
Gudrun Ehlert stellt fest, dass sich Professions- und
Geschlechtertheorien nicht berühren und es kaum
eine kritische Auseinandersetzung mit der Frage
gibt, warum Soziale Arbeit in den Kreis der „male
professions“ strebt. Margrit Brückner zeigt in ihrem
Beitrag, welche Veränderungen die Thematisierung
von Gewalt gegen Frauen für die Soziale Arbeit gebracht
hat. Gerade dieses Beispiel zeigt allerdings,
dass es nicht genügt, Unterstützungseinrichtungen
zu schaffen und die sozialarbeiterischen Methoden
immer mehr zu professionalisieren. Auch Sabine
Stövesand beschäftigt sich mit Gewalt im Geschlechterverhältnis.
Sie setzt sich mit communityorientierten
Ansätzen auseinander und betont, dass
Frauen zwar im privaten Bereich gewaltbetroffen
sind, Männer aber überproportional häufig im öffentlichen
Raum zu Opfern werden. Die nächsten
beiden Beiträge sind der Mädchenarbeit (Maria
Bitzan) und der Jungenarbeit (Alexander Bentheim)
gewidmet. Schließlich beschäftigt sich Brigitte Hasenjürgen
mit den selektiven Wahrnehmungsmustern,
mit denen Frauen mit Migrationshintergrund
konfrontiert sind. Sie werden oft als besonders problematische
Klientinnen und Repräsentantinnen
ihrer Kultur wahrgenommen. Hasenjürgen betont,
dass es notwendig ist, anzuerkennen, dass sie sich
ebenso für oder gegen bestimmte Aspekte ihrer
Kultur entscheiden können. Elfriede Fröschl
Geschlechterperspektiven für die Soziale Arbeit.
Zum Spannungsverhältnis von Frauenbewegungen und Professionalisierungsprozessen.
Hg. von Mechthild Bereswill und
Gerd Stecklina. 160 Seiten, Juventa, Weinheim/München
2010 EUR 17,50