HerbstHerbst 20102010::Geschichte Geschichte

Engagement gefordert

„Es würde viele unserer Leser verletzen“ ... „unmöglich, in einem modernen Militärstaat zu veröffentlichen“. Es dauerte, bis sich ein Verlag für „Die Waffen nieder!“ fand. Danach wurde Bertha von Suttner eingeladen, durfte Reden halten vor großen Foren, und ließ sich nicht mehr abbringen von ihrem Einsatz für den Frieden. Sie wurde karikiert, bekam einiges an Frauenfeindlichkeit zu hören, in Rom hätte „nicht das erste Mal eine aus ihrer Schwesternschaft geschnattert“. Die ausgewählten Texte sind heute kaum bekannt und längst vergriffen: Frieden ist natürlich das vorrangige Thema, aber auch eine Kostprobe aus einem Roman findet sich: „High-life“, der bei aller Trivialität des Themas einen ironisch- distanzierten Blick auf das Adelsmilieu wirft. Vor allem zeigen uns die Texte aber die Vielfältigkeit ihres pazifistischen Kampfes, ihrer Initiativen und Briefwechsel, mit Alfred Nobel selbstverständlich, aber auch mit Leo Tolstoi. Suttners Ton ist eher moralisch beschwörend denn nüchtern analytisch: „Nicht die Qual ist heilig, sondern die Freude, nicht der Tod, sondern heilig ist das Leben …“. Dass ein Gleichgewicht des Schreckens, das Nobel mit dem Dynamit herstellen wollte, einen neuen Krieg absurd machen sollte, glaubte sie nicht. Große Hoffnungen setzte sie auf die Gewinnung bedeutender Staatsmänner dieser Zeit, forderte aber Engagement von sämtlichen Gesellschaftsschichten - deren Ausflüchte zeigt sie in einer parodistischen Darstellung. Besonders in den persönlichen Schilderungen zeigt sie Witz und Selbstironie: ihr Mann und sie seien zwei fidele Ferkelchen. Das nette Büchlein gibt einigen Einblick in den Alltag ihres engagierten Lebens. Schade nur, dass auf Korrekturlesen der eingescannten Texte verzichtet wurde. Eva Geber
 
Bertha von Suttner. Inventarium einer Seele. Hg. von Sarah Legler. 92 Seiten, Metroverlag, Wien 2010 EUR 12,–

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