An Christine Nöstlinger hab ich mich schon als Kind erfreut:
der (österreichische) Tonfall, das Durchschauen der Vorstadt-
Spießer-Idylle, die echten Charaktere, die keine einseitigen
HeldInnen sind. Wenn dann in diesem Buch eine viel herumgekommene
Altwarenhandelsfamilie versucht, in der braven
Einfamilienhaussiedlung sesshaft zu werden und sich der Sohn
der alteingesessenen Vorzeigefamilie in deren Tochter, die mal
zum Zirkus will, verknallt, gibt es natürlich Turbulenzen. Gut
gelungenes Kinderbuch, kommt ins Bücherregal! ESt
Christine Nöstlinger: Lumpenloretta. 125 Seiten, Nilpferd
in Residenz, St. Pölten/Salzburg 2010
Ab 10 J. EUR 13,90
Beim Einstieg in diesen Thriller der deutschen Autorin Birgit
Schlieper hat eine das Gefühl, schon mittendrin zu sein im
Horror eines Mädchens, das im Internet gemobbt und verfolgt
wird. Doch die Spirale dreht sich weiter und weiter. Eine Notbremse
findet Linda nicht und erst ganz zum Schluss zeigt
sich, dass sie bei weitem nicht so allein ist, wie sie sich fühlt.
Die ganze Bandbreite an Gemeinheiten und Bedrohungen, die
sie erfährt, ist zwar krass, aber einzelne Erfahrungen dieser
Art machen leider sehr viele. Spannend, zum Fürchten, nichts
für schwache Nerven! ESt
Birgit Schlieper: Angstspiel. Thriller. 335 Seiten, cbt,
München 2010
Ab 14 J. EUR 10,30
Ballerina-Bücher gibt es ja immer wieder, oft sind die ganz
schön rosarot. Mimi gefällt aber sicher auch denen, die es
nicht gern so zuckersüß haben. Mimi ist zielstrebig entschlossen,
ans Theater zu gehen, nimmt Unterricht und kriegt
schließlich auch einen Auftritt. Der geht alles andere als glatt,
aber mit ihren FreundInnen im Publikum schafft Mimi auch
das. Das Test-Vorlesekind, ein Siebenjähriger, fand's jedenfalls
„guuut“. ESt
Helga Bansch: Mimi kleine Ballerina. NordSüd Verlag,
Zürich 2010
Ab 3 J. EUR 14,40
Gudrun Pausewang, selbst Jahrgang 1928, unterhält diesmal
mit kurzweiligen Omageschichten. Die Omas im Buch sind ganz
unterschiedliche Charaktere mit den verschiedensten Lebenswegen.
Die kurzen Geschichten, die auch gut vorzulesen sind,
versetzen eine schnell in eine andere Welt, die manchmal ganz
real, manchmal auch märchenhaft phantastisch sein kann.
Überraschen lassen! ESt
Gudrun Pausewang: Die Oma im Drachenbauch
und andere Omageschichten. Illustriert von Henning
Löhlein. Gerstenberg, Hildesheim 2010
Ab 8 J. EUR 12,30
Mich erinnerte dieses Buch – nicht nur im Titel – sofort an den
Film Short Cuts (1993), etliche anfangs lose (Liebes-)Geschichten
laufen hier gleichzeitig, berühren sich manchmal
oder verbinden sich. Dass sich das Ganze großteils in der dänischen
Provinz abspielt, macht es aber auch wieder originell.
Die Erzählungen kommen direkt aus dem heutigen Teenageralltag
- Handys, Casting-Shows und Computerspiele sind
ständig dabei. Es geht viel um Verliebtsein, Ausgehen und Partys,
aber auch um Gewalt in Beziehungen. Das Ende ist dann
auch richtig krimimäßig spannend. Bin ich froh, kein Teenie
mehr zu sein, aber vor 20 Jahren hätte ich das Buch geliebt! ESt
Mette Finderup: Love Cuts. Übersetzt von Maike Dörris.
254 Seiten, Beltz & Gelberg, Weinheim/Basel 2010
Ab 14 J. EUR 15,40
Gem Gordon, benannt nach der Feministin Germaine Greer,
möchte mit ihren Freundinnen mit einem Kunstprojekt mal
richtig von sich reden machen. Ein Underground-Film mit Reminiszenzen
auf Performances der 1960er-Jahre soll es werden,
zumindest wenn es nach Gem ginge. Doch ihre Freundinnen
Lo und Mia wollen lieber die High School-Community etwas
aufmischen und verändern ohne Absprache das Skript. Es
kommt zu künstlerischen Differenzen und Gem wird Opfer
von Intrigen. Gut, dass Gems Mutter Bev ihr zur Seite steht.
Zu guter Letzt taucht auch der verschollene Vater wieder auf
und Gem ist bereit für einen Neuanfang.
Das alles ist irritierend und unmotiviert für ein Buch, das einen
feministischen Anspruch haben will. Was will dieser Plot sagen?
Dass nur die Familie Bestand hat? Dass Freundinnenschaften
verdammt dazu sind, an Intrigen zu zerbrechen? Und
warum in aller Welt ist die einzige schwule Person in diesem
Roman hässlich und wird von allen Mädchen beschimpft?
Bemühte Komik und seltsame Übersetzungsversuche tun ihr
Übriges, das Buch nicht zu empfehlen. jas
Simmone Howell: Kunst, Baby. Übersetzt von Bettina
Obrecht. 348 Seiten, Bloomsbury, Berlin 2010
Ab 14 J. EUR 17,40