FrühjahrFrühjahr 20112011:: MedienMedien

Prädikat: „Frauentauglich”

Ausgehend von den USA hat sich während der letzten Jahrzehnte im Porno-Business ein neues Genre etabliert: „Frauenpornos” — Sexfilme für (und teilweise von) heterosexuelle(n) Frauen. Sabine Lüdtke-Pilger nähert sich diesem jungen Phänomen aus kulturwissenschaftlicher Perspektive an und versucht, die im angloamerikanischen Raum bereits in Ansätzen vorhandene Theoriebildung zum Porno (Stichwort: Porn Studies) in den deutschsprachigen Kontext zu überführen. Dabei untersucht sie den Pornofilm aus Sicht der feministischen Filmtheorie — mit Hauptaugenmerk auf die heterogen gestalteten „Frauenpornos”, die sich zwar vom „männlichen” Mainstream-Porno und seinen Konventionen abzugrenzen versuchen, bislang jedoch noch keine eigenständige Filmsprache entwickelt haben, wie die Autorin konstatiert. Ergänzt wird die Analyse unter anderem von Einblicken in die abendländische Geschichte der Pornografie sowie in die gesellschaftspolitischen Diskurse, die diese begleiten, darunter die Auseinandersetzungen innerhalb der feministischen AntiPorno-Bewegung der 1970er und 80er Jahre in den USA und Deutschland. Ganz zu Recht kritisiert Lüdtke-Pilger wie der Hype der „neuen Pornografinnen” neuerlich zur Mystifizierung einer weiblichen moralischen Überlegenheit beiträgt, indem „Frauenpornos” als die „bessere Pornografie” verhandelt werden — völlig unklar bleibt hingegen die Frage, woran sich die von ihr eingeforderte „Qualität” im Non-Mainstream-Pornofilm misst. Es bleibt bei einem gut verständlichen Einstieg ins Thema, das Fazit der Autorin („Nicht alles was vorgibt geschlechterpolitisch korrekt zu sein, ist auch qualitativ überzeugend!”) muss aber wohl als eher mau bezeichnet werden. Vina Yun
 
Sabine Lüdtke-Pilger: Porno statt PorNO! Die Neuen Pornografinnen kommen. 152 Seiten, Schüren Verlag, Marburg 2010 EUR 20,50

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