Ausgehend von den USA hat sich während der letzten Jahrzehnte im
Porno-Business ein neues Genre etabliert: „Frauenpornos” —
Sexfilme für (und teilweise von) heterosexuelle(n) Frauen. Sabine
Lüdtke-Pilger nähert sich diesem jungen Phänomen aus
kulturwissenschaftlicher Perspektive an und versucht, die im
angloamerikanischen Raum bereits in Ansätzen vorhandene
Theoriebildung zum Porno (Stichwort: Porn Studies) in den
deutschsprachigen Kontext zu überführen. Dabei untersucht sie den
Pornofilm aus Sicht der feministischen Filmtheorie — mit
Hauptaugenmerk auf die heterogen gestalteten „Frauenpornos”, die
sich zwar vom „männlichen” Mainstream-Porno und seinen
Konventionen abzugrenzen versuchen, bislang jedoch noch keine
eigenständige Filmsprache entwickelt haben, wie die Autorin
konstatiert. Ergänzt wird die Analyse unter anderem von Einblicken
in die abendländische Geschichte der Pornografie sowie in die
gesellschaftspolitischen Diskurse, die diese begleiten, darunter die
Auseinandersetzungen innerhalb der feministischen AntiPorno-Bewegung
der 1970er und 80er Jahre in den USA und Deutschland. Ganz zu Recht
kritisiert Lüdtke-Pilger wie der Hype der „neuen Pornografinnen”
neuerlich zur Mystifizierung einer weiblichen moralischen
Überlegenheit beiträgt, indem „Frauenpornos” als die „bessere
Pornografie” verhandelt werden — völlig unklar bleibt hingegen
die Frage, woran sich die von ihr eingeforderte „Qualität” im
Non-Mainstream-Pornofilm misst. Es bleibt bei einem gut
verständlichen Einstieg ins Thema, das Fazit der Autorin („Nicht
alles was vorgibt geschlechterpolitisch korrekt zu sein, ist auch
qualitativ überzeugend!”) muss aber wohl als eher mau bezeichnet
werden. Vina Yun
Sabine Lüdtke-Pilger: Porno statt PorNO! Die
Neuen Pornografinnen kommen. 152 Seiten, Schüren Verlag, Marburg
2010 EUR 20,50