Die berühmte Ballonfahrerin und furchtlose Entdeckerin Miss
Harriet ist gelangweilt von ihrer Näharbeit: Sie würde lieber
wieder ein neues Abenteuer erleben. Ihre Nichte Rebekka und
ihr Neffe Wilhelm schlagen ihr eine Ballonwettfahrt rund um
die ganze Welt vor und kommen natürlich auch gleich mit!
Ballonfahrerinnen und -fahrer aus aller Welt starten in Paris
mit ihren ungemein prächtigen Ballonen in tollen Farben und
Mustern. Sie überfliegen vier Kontinente, dabei gibt es immer
wieder gefährliche und spannende Situationen, bei denen TeilnehmerInnen
aus dem Rennen ausscheiden. Jede Seite ist von
der Autorin und Illustratorin Sue Scullard sehr aufwändig,
bunt und detailreich gestaltet, im Text wird oft eine kleine
Suchaufgabe gestellt, sodass die Zeichnungen auch als Wimmelbilder
funktionieren. Dieser englische Longseller ist nach
22 Jahren somit wieder auf Deutsch erhältlich und wunderschön.
mel
Sue Scullard: Miss Harriets Ballonfahrt um die
Welt. Übersetzt von Hildegard Krahè. 32 Seiten, Lappan Verlag,
Oldenburg 2012
Ab 10 J. EUR 13,90
Frieda ist ein Faultier, hängt am Ast herum, schaut in den Himmel,
frisst Blättchen und sinniert zufrieden vor sich hin. Eines
Tages kommt ein Affe und will sie davon überzeugen, dass
Faulheit unnütz sei, sie sich bewegen und herumschwingen soll.
Doch Frieda findet, es gibt schon genug hektisches Herumgeschrei
und lädt stattdessen ihn ein, auch einmal die Welt umgekehrt
und faul an einem Ast hängend zu betrachten. So begegnen
ihnen im Dschungel Tiere wie Ameisenbär, Ozelot, Gürteltier
und Jaguar. Der Affe lernt, dass das faule Herumhängen
und der Perspektivenwechsel durchwegs interessant sind:
Spannend, so eine Hängepause. Großflächige, bewegte
Zeichnungen von Heide Stöllinger vermitteln ein sehr positives
und sympathisches Bild der faulen Frieda, die in kurzen vierzeiligen
Reimen von Irene Gunnesch vorgestellt wird. mel
Irene Gunnesch: Faule Frieda. Illustriert von Heide Stöllinger.
28 Seiten, Verlag Jungbrunnen, Wien 2011
Birgit Schlieper: Angstspiel. Thriller. 335 Seiten, cbt,
München 2010
Ab 4 J. EUR 13,90
Als Mutter eines Zweijährigen, der gerade entdeckt, wie es sich
bei sommerlichen Temperaturen und ohne Windel lebt, musste
ich laut lachen über manche Zeichnungen in diesem Buch, wirken
sie doch sehr aus dem Leben gegriffen. Herr Zipfel, ein
rosaroter Barbapapa-Pimmel-Hybrid mit Penis, zeigt, was er
so alles kann. Mal ist er groß, mal klein, dann muss er mal und
ist danach recht schwierig wieder einzupacken. Mit Witz und
Ironie nähern sich Autorin und Illustrator einem nicht grade
typischen Kinderbuchthema, doch bei manchen Bildern leider
mit fehlendem Bewusstsein für ein Abgleiten in phallische
Machtdemonstrationen. Bei allem Schmunzeln bleibt bei mir
zuletzt dieselbe Frage wie bei einer Kundin, die ich jüngst in einer
Buchhandlung belauschte, denn nach anfänglichem Lachen
meinte sie: Wirds denn so ein Buch auch über Mädchen geben?.
Ja genau, da fehlt gleich schon mal ein so harmloses
Wort wie Zipfel, wenns um weibliche Genitalien geht. Und
ein ungleich größerer Tabubruch wär sie sicher, die selbstbewusste
Frau Muschi, die damit angibt, was sie alles kann. ESt
Marie-Hélène Versini: Herr Zipfel. Illustrationen von
Vincent Boudgourd. 40 Seiten, mixtvision Verlag, München
2012
Ab 4 J. EUR 12,30
Es ist nicht leicht, ein Monster zu sein, wenn die ganze Welt
davon überzeugt ist, dass es keine Monster gibt. Weil nicht sein
kann, was nicht sein darf. Doch das tapfere, unerschrockene
Monster tut alles, um seine Umwelt von seiner Existenz zu
überzeugen: Flugzettel verteilen, Graffitis sprühen, Kinder erschrecken,
mit Kühen jonglieren. Doch keine Chance. Ignoranz
siegt. Bis ein zweites Monster auftaucht, denn Klar gibt es
Monster!. Kerstin Schoene hat ein sehr nettes Monster geschaffen,
das ausdauernd um seine Anerkennung kämpft. Sehr
liebenswert. ESt
Kerstin Schoene: Monster gibt es nicht… 48 Seiten,
Bajazzo Verlag, Zürich 2011
Ab 3 J. EUR 13,30
Auf der Suche nach Bilderbüchern für diese Ausgabe stolperte
ich auch über die fische fliegen wieder von astrid*walenta,
das ich obwohl keine Neuerscheinung gerne empfehle.
Kurze unkonventionelle Tiergedichte (eine meise/a
meisn/ameise) zu Illustrationen von Maria Hubinger im Stile
von aus Buntpapier gerissenen Formen und Figuren. Es beruhigt,
in diesem Bändchen zu blättern und zu schmökern, vorzulesen
und nachzulesen. Ob Katze oder Hippo, ob Maulwurf
oder Hyäne jedes Kind findet hier sicher einen Liebling. ESt
astrid*walenta: die fische fliegen wieder. Illustrationen
von maria hubinger. 30 Seiten, Verlag publication PN°1
Bibliothek der Provinz, Weitra 2008
Ab 4 J. EUR 18
Gem Gordon, benannt nach der Feministin Germaine Greer,
möchte mit ihren Freundinnen mit einem Kunstprojekt mal
richtig von sich reden machen. Ein Underground-Film mit Reminiszenzen
auf Performances der 1960er-Jahre soll es werden,
zumindest wenn es nach Gem ginge. Doch ihre Freundinnen
Lo und Mia wollen lieber die High School-Community etwas
aufmischen und verändern ohne Absprache das Skript. Es
kommt zu künstlerischen Differenzen und Gem wird Opfer
von Intrigen. Gut, dass Gems Mutter Bev ihr zur Seite steht.
Zu guter Letzt taucht auch der verschollene Vater wieder auf
und Gem ist bereit für einen Neuanfang.
Das alles ist irritierend und unmotiviert für ein Buch, das einen
feministischen Anspruch haben will. Was will dieser Plot sagen?
Dass nur die Familie Bestand hat? Dass Freundinnenschaften
verdammt dazu sind, an Intrigen zu zerbrechen? Und
warum in aller Welt ist die einzige schwule Person in diesem
Roman hässlich und wird von allen Mädchen beschimpft?
Bemühte Komik und seltsame Übersetzungsversuche tun ihr
Übriges, das Buch nicht zu empfehlen. jas
Simmone Howell: Kunst, Baby. Übersetzt von Bettina
Obrecht. 348 Seiten, Bloomsbury, Berlin 2010
Ab 14 J. EUR 17,40