KrimisAktuelle Ausgabe: Krimis

Annika zwischen Frauenmorden und Terror

Der neue Kriminalroman von Liza Marklund spinnt die Geschichte um die Stockholmer Journalistin Annika Bengtzon weiter. Immer noch (schon wieder?) in Beziehungskrise und im dauernden Kampf gegen schlechten Boulevard-Journalismus kommt Annika nicht zur Ruhe. Eine Reihe von Frauenmorden in Stockholm ist der Hintergrund, vor dem Marklund eine andere Handlung anlegt: Im Zentrum steht diesmal Annikas Mann Thomas, der einen politischen Job ausübt, den Annika zunehmend fragwürdig findet – „Thomas hatte sich mit diesem Staat eingelassen, und ihre Aufgabe war es, diesem Staat auf die Finger zu schauen.“ Auf einer Reise nach Afrika, für die er sich freiwillig gemeldet hat – was für Annika im Klartext heißt, er wollte sie mit einer seiner Reisekolleginnen betrügen –, wird seine Delegation entführt. Lösegeldforderungen und erste Berichte über ermordete Geiseln treffen ein. In dieser Ausnahmesituation versucht Annika, ihr Leben zumindest rudimentär weiterzuführen und mit ihren Gefühlen klarzukommen. Gegen Ende reist sie nach Afrika, um ihren Mann freizukaufen. Immer wieder wechseln sich Kapitel ab, die als Bericht von Thomas in der Ich-Form verfasst sind, während der Hauptstrang mit Annika in der dritten Person geschrieben ist, was ein wenig irritiert, vor allem, wenn man sich der Figur Annika um einiges näher fühlt. Das Buch ist wie auch seine Vorläufer großartig vielschichtig, beschäftigt noch lange, nachdem der Buchdeckel wieder zu ist. Es ist sehr zu empfehlen, wenn auch stellenweise schwer verdaulich. gam
 
Liza Marklund: Weißer Tod. Kriminalroman. Übersetzt von Anne Bubenzer und Dagmar Lendt. 379 Seiten, Ullstein, Berlin 2011 EUR 20,60

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Der perfekte Mord

Wie plant frau den perfekten Mord? Sie angelt sich einen Kriminalschriftsteller! FĂșlvia, die im Institut für Serotheraphie mit Schlangen arbeitet, lernt den ihren bei einem ihrer Vorträge kennen. José Gruber recherchiert über Mordmethoden, FĂșlvia will ihren Ehemann umbringen. Nun nimmt alles seinen Lauf, die beiden beginnen eine heiße Affäre und der Mordplan wird immer konkreter. Doch zunächst einmal scheitern sie fulminant. Und als der Ehemann dann endlich tot ist, ist die Liebe bald dahin … Ganz nebenbei wird Gruber mit Selbsthilfebüchern berühmt. Rasch erzählt, rasch gelesen. Nichts Aufregendes, aber es gibt ein paar lustige Details, wie etwa Grubers Mutter, die mit einem Megaphon, das ihr Gott geraten hat zu kaufen, die Straßenhändler vertreibt. vab
 
Patrícia Melo: Wer lügt gewinnt. Roman. Übersetzt von Barbara Mesquita. 252 Seiten, Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2012 EUR 12,30

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Berliner Hunde

Die Duisburger Kommissarin Katryna Nowak verstärkt das durch eine Grippewelle arg dezimierte Berliner LKA. Nach einigen langweiligen Tagen, an denen sie nichts zu tun bekommt, außer die Routine der Berliner Kolleg_innen zu observieren, erhält sie endlich ihren ersten Fall. Eine Tierschützerin wurde vor den Toren der Technischen Universität ermordet aufgefunden – die Hundefreundin und Journalistin wurde von Kampfhunden getötet. Nowak und ihr Kollege Piet Reinhard nehmen die Spur auf, doch der nächste Mord lässt nicht lange auf sich warten … Ein solider Krimi von angenehmer Spannung – den einen oder anderen Verweis auf den weiblich-stereotypen Kampf der Kommissarin gegen ihr vermeintliches Übergewicht hätte die Autorin jedoch durchaus weglassen können. soe
 
Manuela Kuck: Ostbahnhof. Kriminalroman. 224 Seiten, Emons Verlag, Köln 2011 EUR 10,20

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TFTH – Thanks for the hunt

Geocaching – eine Art moderne Schnitzeljagd via GPS – ist in dieser Geschichte mehr als nur das Suchen nach einer versteckten Box in der Natur. Die Leiche einer jungen Frau wird im Schatten einer Felswand am Rande einer Kuhweide gefunden. An ihrer Fußsohle sind Koordinaten eintätowiert, was der Beginn einer mörderischen Schnitzeljagd ist. Bei den angegebenen Koordinaten finden die beiden ErmittlerInnen Leichenteile einer anderen Person mit einem Rätsel, dessen Lösung die nächsten Koordinaten ergibt. So beginnt die Jagd nach noch mehr Mordopfern und der Person, die für dieses grausame Spiel verantwortlich ist. Das bange Warten auf kryptische SMS, die eine vorerst unlösbar scheinende Rätselaufgabe für die Koordinaten des nächsten Fundorts eines Mordopfers verraten, wird zur nervlichen Zerreißprobe für die beiden HauptermittlerInnen in diesem Mordfall. Als plötzlich auch noch die Hauptermittlerin Kaspary selbst zur Zielscheibe wird, beginnt der Alptraum erst wirklich. Der erste Krimi von Autorin Ursula Poznanski spielt in der Welt des Geocaching in und um Salzburg. Geocaching ist wirklich spannend – überzeugt euch! Petra Wächter
 
Ursula Poznanski: Fünf. Thriller. 381 Seiten, Wunderlich Verlag, Reinbek bei Hamburg 2012 EUR 15,40

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Kallio ermittelt wieder

Leena Lehtolainen nimmt sich in ihrem neuesten Maria Kallio Krimi ein schwieriges Thema vor. Es geht um vier Mädchen, die innerhalb kurzer Zeit in der Nähe von Helsinki verschwinden. Die vier haben gemeinsam, dass sie alle regelmäßig denselben Mädchenclub besuchten, und alle vier sind Muslimas, mit Herkunftsfamilien aus unterschiedlichen Ländern. Als eines der Mädchen ermordet aufgefunden wird und auch die Presse Wind davon bekommt, gerät Ermittlerin Maria Kallio, die inzwischen wieder für die Polizei arbeitet, zunehmend unter Druck. Die Geschichten der vier Mädchen sind vielschichtig, in ihren Leben gibt es Konflikte um Erwachsenwerden, Verliebtsein, Traditionen, Integration, Finnischsein oder Fremdsein. Gibt es einen gemeinsamen Nenner in ihrem Verschwinden? Ehrenmord oder rassistisches Motiv? Lehtolainen schafft es – im Gegensatz zu anderen in diesem Genre – ohne Klischees und vereinfachende Antworten den Kriminalfall aufzulösen – das Unbehagen über den Umgang der Gesellschaft mit dem Thema Zuwanderung bleibt. ESt
 
Leena Lehtolainen: Sag mir, wo die Mädchen sind. Maria Kallio ermittelt. Übersetzt von Gabriele Schrey-Vasara. 344 Seiten, Kindler, Reinbek bei Hamburg 2012 EUR 20,60

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