Ausgangspunkt der Studie war die Frage, welche
Chancen sich für Erwachsene, die eine Bildungsbenachteiligung
erfahren und einen Basisbildungswunsch
oder -bedarf haben, durch die Teilnahme
an einer Bildungsmaßnahme eröffnen und wie diese
einzulösen sind. Damit wendet sich die Pädagogin
Monika Kastner einem wichtigen, von der Didaktik
oft vernachlässigten Thema zu. Da nach Ansicht
der Autorin eine Grundbildung Voraussetzung
für eine aktive Beteiligung am sozialen, kulturellen,
politischen und wirtschaftlichen Leben ist,
geht es ihr darum, was zu beachten ist, um Menschen
mit einer Bildungsbenachteiligung in ihrem
zukünftigen Bildungsprozess so zu unterstützen,
dass sie ihre historisch negativen Lernerfahrungen
ausgleichen können.
An der Grounded Theory als qualitativ-empirischem
Forschungsinstrumentarium orientiert, unternimmt
sie Tiefeninterviews mit Betroffenen und
Kursleiter_innen. Ausgesprochen interessant ist ihr
Resümee. Betroffene können am ehesten dann ihr
Bildungsscheitern kompensieren, wenn sie sich als
Lernende in den jeweiligen Kurssituationen
menschlich und sozial ernst genommen fühlen. Dabei
darf zunächst ihre Frustration im konkreten
Kursablauf nicht ausgeblendet werden, sondern sie
ist in der Lerngruppe abzuklären, um sich konstruktiven
Lernsettings angstfrei anzunähern. Eine
gelungene engagierte Forschungsarbeit mit sehr
vielen interessanten Verweisen und ausgewerteten
Interviews, auch als Download beim Löcker Verlag
verfügbar.
ML
Monika Kastner: Vitale Teilhabe. Bildungsbenachteiligte
Erwachsene und das Potenzial von Basisbildung. 406 Seiten,
Löcker, Wien 2011 EUR 29,80