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Glaubensbekenntnis – neu überliefert

Es gibt Texte, deren Worte sich eine von Kind an einprägt und die einer gerade deshalb nicht selten wie Steine im Magen liegen. Für Ina Praetorius ist das Apostolische Glaubensbekenntnis so ein Text. In „Ich glaube an Gott und so weiter“ buchstabiert sie die Glaubenssätze neu durch, fragt nach und zeigt auf, wie ein belasteter Text der Tradition auf neue Art gelesen, erkannt und sogar geliebt werden kann. Kindheitserfahrungen, eine fromme Tante, die klaren Worte der Mutter und die verrückten Ideen des Vaters kommen dabei genauso zum Tragen wie die Erfahrung der Geburt der eigenen Tochter, Krankheit, das Sterben nahestehender Menschen, politische Ereignisse, theologisches Wissen und Interpretationen. Die Art und Weise, in der Praetorius ihre Auslegung des Glaubensbekenntnisses angelegt hat, entspricht den zentralen Botschaften, die sich wie ein roter Faden durchs Buch ziehen: Wir leben als von Frauen geborene Wesen in und durch eine Matrix menschlicher Beziehungen in einer Welt, die es als Ganzes wahrzunehmen und zu erfahren gilt. Glauben im Sinne der Praetorius’schen Neuüberlieferung des traditionellen Credos bedeutet, die Zweiteilung in scheinbar höhere und angeblich niedrigere Sphären zu überwinden, unsere Angewiesenheit auf Andere und die Unsicherheit unseres Daseins anzuerkennen, das Naheliegende andächtig zu tun, Unrecht zu sehen, aufzudecken, zu verändern und uns staunend und dankbar zu öffnen für den Glanz, der – trotz aller Brüche und Verfehlungen – auf der ganzen Welt ruht und dem wir gemeinsam immer wieder zum Durchbruch verhelfen können. Michaela Moser
 
Ina Praetorius: Ich glaube an Gott und so weiter …: eine Auslegung des Glaubensbekenntnisses. 191 Seiten, Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2011 EUR 20,60

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