Feministische TheorieAktuelle Ausgabe: Feministische Theorie

Erlesene Gender Studies

Der Reader Gender Studies bietet eine Einführung in einige der wichtigsten Texte der Gender Studies. Die Texte werden dabei in drei Schwerpunkten zusammengeführt: von den Anfängen der feministischen Emanzipationsbewegungen und deren Theoretisierung zu den Gender und Queer Studies hin zur Verknüpfung mit anderen Disziplinen. So werden Auszüge von Simone deBeauvoir, Judith Butler, Donna Haraway und Laura Mulvay mit neueren (und erstmals ins deutsche übersetzten) Texten (etwa Gayatri Gopinath oder Eve Kosofsky Sedgewick) zusammengeführt. Sowohl der Band insgesamt als auch jedes Kapitel werden mit einer transparenten Einführung eingeleitet, sodass der historische Hintergrund und die jeweilige Denktradition und deren Verästelungen sowie die Einbettung der einzelnen Texte deutlich werden. Fehlende bzw. nur angeschnittene geschichtliche Hintergründe und Theorien werden mit ausführlichen Literaturhinweisen ergänzt. Die Einleitung versucht den Einstieg in die manchmal schwer zugänglichen Texte zu erleichtern. Das Schriftbild ist in den Einleitungen und den Textauszügen unterschiedlich und vereinfacht dadurch die Lektüre. Der Reader gibt einen guten Einblick in wichtige Texte der Gender Studies und bietet Erläuterungen und Hinweise zu anderen Texten, die in das Fach einführen. Barbara Hamp
 
Gender Studies. Hg. von Franziska Bergmann, Franziska Schössler und Bettina Schreck. 315 Seiten, transcript Verlag, Bielefeld 2012 EUR 25,50

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Intersexdiskurse

Eine sehr große, aber nicht umfassende Sammlung von Beiträgen zu Intersex legen die Psychologinnen und Intersex-Forscherinnen Katinka Schweizer und Hertha Richter-Appelt vor. Denn, was bei ihnen unter „Intersexualität kontrovers“, so der Titel der 500 Seiten starken Publikation, firmiert, sind bei weitem nicht alle Kontroversen zur Thematik. Den üblichen Expert_innen wird viel Platz gegeben: Mediziner_innen, Jurist_innen, und Sozialwissenschaftler_innen äußern sich mit ihren jeweiligen fachlichen Hintergründen zu Intersex. Die einzelnen Texte sind hierbei durchwegs informativ, bilden aktuelle Debatten und Erkenntnisse ab (z.B. zur Behandlungszufriedenheit intersexueller Menschen oder neue Ergebnisse in puncto Notwendigkeit einer Entfernung der Keimdrüsen), und sie sind auch (teilweise) selbstkritisch. Dies gilt es positiv hervorzuheben. Dass aber die „Expert_innen in eigener Sache“ – Intersex-Organisationen nämlich – in diesem Buch gar nicht selbst sprechen dürfen, ist verwunderlich und lässt leider eine große Lücke in dem ansonsten gelungenen Band. Bettina Enzenhofer
 
Intersexualität kontrovers. Grundlagen, Erfahrungen, Positionen. Hg. von Katinka Schweizer und Hertha Richter- Appelt. 524 Seiten, Psychosozial-Verlag, Gießen 2012 EUR 41,10

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Wer spricht? Wer wird gehört?

Zwölf sehr unterschiedliche Antworten auf Gayatri Spivaks Frage „Can the subaltern speak?“ – gestellt im Kontext von Migration in Europa. Einem Block theoretischer Aufsätze steht ein Block von knapp an der Praxis gehaltenen Beiträgen gegenüber. Die Begriffe Transkulturalität und Intersektionalität werden aus soziologischer, historischer und literaturwissenschaftlicher Perspektive beleuchtet. Der öffentliche Diskurs spricht Migrant_ innen ihre Mobilität ab, reduziert sie auf Verschleierung und arrangierte Ehen. Das Bild von Migranten aus der Türkei wandelte sich vom „Arbeitstier“ zum „unberechenbaren Träger rückständiger fremder Männlichkeit“. Konsens ist, dass die Stimmen der Migrant_innen nach wie vor marginalisiert sind, obwohl gerade sie mehr Beachtung verdienten. Lediglich in der Literatur ist die migrantische Stimme nicht mehr wegzudenken. Der theoretische Input verführt zum Querlesen des Blocks zu aktuellen Migrationsdebatten. Gleich zwei Beiträge behandeln das Kopftuch, einer vergleicht die unterschiedlichen Praxen der „Kopftuchregimes“ in Europa, ein weiterer behandelt den Umgang damit in der österreichischen Presse. Hier wird die Berichterstattung über Mona S. unter die Lupe genommen, die wegen ihrer Verschleierung von einem österreichischen Gericht aus der Verhandlung ausgeschlossen wurde. In den einleitenden Podiumsdiskussionen konstatiert ausgerechnet der Vertreter des Österreichischen Integrationsfonds, keine Probleme zu haben, die Stimme der Migrant_innen zu vernehmen. Die Diskussionen sind der Raum, der im Sammelband Nicht-Wissenschafter_innen eingeräumt wird. Dass die Diskutant_innen nicht unter den Autor_innen angeführt werden, macht den Umgang mit Stimmen seitens der Herausgeber_innen sichtbar. Angesichts des Preises: Ein Buch von Wissenschafter_ innen für Wissenschafter_innen über Subalterne – trotzdem empfehlenswert. Sena Doan
 
Migration und Geschlechterverhältnisse. Kann die Migrantin sprechen? Hg. von Eva Hausbacher, Elisabeth Klaus, Ralph Poole, Ulrike Brandl und Ingrid Schmutzhart. 260 Seiten, Verlag für Sozialwissenschaften/Springer, Wiesbaden 2012 EUR 41,07

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