Nicht wegen, aber gerade rechtzeitig zur weltweiten Finanzkrise beschäftigte sich die Kulturwissenschafterin und Gender-Theoretikerin Christina von Braun mit der Bedeutung des Geldes. Die Kulturgeschichte des Geldes beginnt für sie am Anfang der Menschheit und wie gewohnt arbeitet sich von Braun schlüssig und umfassend bis zur heutigen Gier um nur mehr symbolisches Geld am Finanzmarkt vor. Dazwischen liegen viele Jahrhunderte, in denen das Geld jeweils unterschiedliche Beglaubigung durch (menschliche) Opfer bekommen hatte und durch Einführung des Papiergeldes ein sich selbst reproduzierendes Zeichen geworden ist. So zeichnet sie etwa die Geschichte der Prostitution aus der Perspektive des Geldes nach. „Was ich mit diesem Buch ganz gewiss nicht beabsichtige, ist die Umreißung einer neuen Geldutopie“, schreibt Christina von Braun und meint damit, dass sie keine Alternative zum System Geld hat, allerdings plädiert sie für ein gewisses Maß an Skepsis und Zweifel. Das Geld lässt sich domestizieren. GaH
Christina von Braun: Der Preis des Geldes. 510 Seiten, Aufbau Verlag, Berlin 2012 EUR 35,00
Aktualisiert, erweitert, neu strukturiert, um Anwendungsbeispiele gekürzt und dennoch umfangreicher ist der von denselben Herausgeberinnen vorgelegte Band „Diversität und Diversitätsmanagement“. Dessen Vorgänger war 2004 erschienen und enthielt noch ein „Gender“ im Titel, nichtsdestotrotz ziehen sich feministische (und ein paar queere) Ansätze auch 2012 durch. In diesem Textbook für Studierende und Lehrende im besten Sinne lassen sich sehr gut nachvollziehbar und anschaulich erklärt große Diskussionsstränge über die Kategorien Geschlecht, Alter, Sexualität, Ethnizität, Behinderung und Religion nachlesen. Ihre Wirkung in Überschneidung (Intersection), die Fragen von Relevanz, Bedeutung und Diskriminierung sind gut theoretisch und in Bezug auf Organisationen sowie Teams herausgearbeitet. Jeder in sich geschlossene Aufsatz verweist bei Nennung von speziellen Themen auf die jeweils ausführlichere Darlegung in anderen Texten im Buch, Kontrollfragen und umfangreiche Literaturlisten runden ihn ab. Es sind Stärken des Buches, dass es mit dieser Form einen leichten Einstieg in komplexe Inhalte bietet, und dass Widersprüchlichkeiten zwischen den Autorinnen als auch innerhalb theoretischer Richtungen solche bleiben dürfen. Die acht Autorinnen versuchen hiermit eloquent, gesellschaftspolitische und feministisch-queere Hintergründe als allgemein gültige oder zumindest zu beachtende Grundsätze im v.a. betriebswirtschaftlichen Denken über Diversitäten und ihre Managementbarkeit einzuschreiben. Offenbar geht das ohne sichtbarem „Gender“ besser.
mel
Diversität und Diversitätsmanagement. Hg. von Regine Bendl, Edeltraud Hanappi-Egger und Roswitha Hofmann. 366 Seiten, facultas wuv UTB, Wien 2012 EUR 24,70