ReligionAktuelle Ausgabe: Religion

„Gerechte Sprache“ in der Bibel

Spätestens mit dem Erscheinen der „Bibel in gerechter Sprache“ im Jahr 2006 konnten sich auch jene KirchenvertreterInnen, die zuvor die Kritik feministischer Theologinnen an Reproduktion von Herrschaftsstrukturen und Geschlechterverhältnissen in Bibelübersetzungen jahrzehntelang ignoriert hatten, den damit zusammenhängenden Debatten nicht länger entziehen. Übersehen wurde in den folgenden, oft sehr heftig geführten Auseinandersetzungen, dass Kriterien für „gerechte Sprache“ bereits in frühere Übersetzungen Eingang gefunden hatten. Wie dies geschehen war und zu welchen Veränderungen es dabei kam, untersucht die evangelische Theologin und Pfarrerin Hanne Köhler in ihrer nun als Buch erschienenen Dissertation. Neben der Darstellung von Grundzügen und Entwicklungen, die zu Bibelübersetzungen in gerechter Sprache führen, erläutert sie dabei auch Unterscheidungsmerkmale zu anderen Übersetzungen. Sie tut dies anhand von vier exemplarischen Perikopen, also Bibelstellen (Gen 1,2-2,3; Jesaja 42,1-9, Psalm 90,Matthäusevanvelium 6,9-13), und fokussiert dabei auf Aspekte hinsichtlich der Wahrnehmung sozialer Gerechtigkeit, Geschlechtergerechtigkeit und Gerechtigkeit im Hinblick auf den christlich-jüdischen Dialog in unterschiedlichen deutschen – und englischsprachigen – christlichen und jüdischen Übersetzungen. Dabei gelingt ein beeindruckender Überblick über Übersetzungen in gerechter Sprache und es kommt zu faszinierenden Einblicken in die Tragweite von Übersetzungsentscheidungen. In der hier dargebotenen Wissenschaftlichkeit verspricht das Buch, obwohl sprachlich auch Nicht-Theologinnen zugänglich, freilich vor allem dem (Bibel-)interessiertem Fachpublikum spannende Lektüre. Michaela Moser
 
Hanne Köhler: Gerechte Sprache als Kriterium von Bibelübersetzungen. Von der Entstehung des Begriffes bis zur gegenwärtigen Praxis. 714 Seiten, Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2012 EUR 80,20

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Nonnenleben im Alpenraum

Wer sich, wie die Autorin dieser Zeilen, seit früher Jugend einer gewissen Faszination für Frauenorden nicht entziehen kann, wird mit dem vorliegenden Buch eine Freude haben, auch wenn historische Forschungsbeiträge für gewöhnlich nicht zur Alltagslektüre zählen. Erstmals werden in den unterschiedlichen Texten des Sammelbandes Überblick und Einblicke in Frauenklöster des Alpenraums gegeben, von den Motiven für die Gründung des ersten Tiroler Benedektinerinnenklosters in den 30er Jahren des 11. Jahrhunderts bis hin zu den erfrischend ehrlichen Reflexionen der seit 2007 als Provinzoberin der Südtiroler Tertiarschwestern wirkenden Klara Rieder. Neben einer Fülle an historischen Fakten und Daten werden dabei auch sozio-ökonomische Zusammenhänge sowie Möglichkeiten und Grenzen politischer Einflussnahme aufgezeigt. Darüber hinaus werden Einblicke in das tägliche Leben und auf die Errungenschaften spannender Ordensfrauen, wie etwa der Ursulinenoberin Maria Margaritha von Pfeiffersberg (gest. 1796) oder der Ordens- und Frauenschulengründerin Maria Hueber (1663- 1705) geboten, die so gar nicht dem Klischee eines weltabgewandten zurückgezogenen Daseins entsprechen und fast Lust auf die Gründung eines Frauenordens machen. Michaela Moser
 
Frauenklöster im Alpenraum. Hg. von Brigitte Mazohl und Ellinor Forster. 277 Seiten, Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 2012 EUR 39,00

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