SoziologieAktuelle Ausgabe: Soziologie

Körper – Geschlecht – Affekt

Der Sammelband befasst sich mit Geschlechterkonstruktionen in drei verschiedenen jugendspezifischen Sozialräumen, wobei die einzelnen Beiträge auf empirischen (qualitativen) Untersuchungen beruhen. Es wird gezeigt, wie bedeutsam heute Selbstinszenierungen im Jugendalter für die Konstruktion von Geschlecht sind und die Frage aufgeworfen, ob und inwiefern tradierte Geschlechtervorstellungen vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Entstandardisierung und Pluralisierung verflüssigt werden. Erstens werden jugendkulturelle Szenen mit Beiträgen über Skater, Emos und (Gangsta)Rap in den Blick genommen und die jugendkulturellen Praktiken des Rauschtrinkens und der Selbstdarstellungen im Web 2.0 in den Blick genommen. Der zweite behandelte Bereich umfasst die Wirkung und Rezeption medialer Inszenierungen mit einem Schwerpunkt auf Körpersozialisation. Die Beiträge beschäftigen sich u.a. mit der Rezeption von „Germany`s Next Topmodel” oder dem Manga „Death Note”. Drittens enthält der Sammelband Beiträge über institutionalisierte, geschlechterreflexive Jugendarbeit im jugendkulturellen Kontext, wobei zum einen Selbstinszenierungen in Praxen von Breakdance, Musik und Theater beleuchtet werden und zum anderen die Vergeschlechtlichung von Fußballspielerinnen im männlich geprägten Sozialraum Fußball untersucht wird. Indem der Band neue relevante jugendliche Sozialräume zur Untersuchung heranzieht, bietet er einen bedeutsamen Beitrag zur aktuellen Jugend- und Geschlechterforschung. Natalia Waechter
 
Körper – Geschlecht – Affekt. Selbstinszenierungen und Bildungsprozesse in jugendlichen Sozialräumen. Hg. von Birgit Bütow, Ramona Kahl und Anna Stach. 240 Seiten, Springer VS, Wiesbaden 2013 EUR 30,79

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Studieren mit Kind

Während dem Studium eine Familie zu gründen, ist unüblich und wird in der Regel vermieden. Die Soziologin Nina Wehner hat sich in ihrer Dissertation, die nun als Buch erschienen ist, genau dieser Lebensphase zugewendet. Sie hat anhand von qualitativen Interviews, die sie mit zehn Müttern und acht Vätern geführt hat (es handelt sich nicht um Paare), untersucht, wie es zur Familiengründung in diesem Lebensabschnitt gekommen ist. Sie geht auf die Konzepte ein, die bei den studierenden Eltern zu Mutter- bzw. Vaterschaft bestehen und leitet daraus – in Kombination mit der Zuständigkeit für das Kind, der Arbeitsteilung sowie der Grade der Geplantheit – Typen ab. Nina Wehner widmet sich in ihrer Studie auch der Frage, ob die Familiengründung während des Studiums vielleicht besonders dazu geeignet ist, dass Frau und Mann sich die Aufgaben gleichberechtigt teilen. Ihre Befunde dazu sind jedoch ernüchternd und bestätigen die Ergebnisse von Jan Künzler aus dem Jahr 1994: Nur wenn beide PartnerInnen studieren, praktizieren sie eine Aufgabenteilung nach dem Prinzip Halbe-halbe, in allen anderen Konstellationen aktualisieren sich die herkömmlichen Zuständigkeitsbereiche. Ihrer Meinung nach hat der Bologna-Prozess eine eher nachteilige Wirkung auf die gleichberechtigte Aufgabenteilung, da durch die vermehrte Anwesenheitspflicht die Parallelität von Studium und Kind erschwert wird. Keine sehr ermutigenden Aussichten. Sigrid Kroismayr
 
Nina Wehner: Familiengründung im Studium. Eine Chance für geschlechtergerechte Elternschaft? 284 Seiten, Budrich UniPress, Opladen-Berlin-Toronto 2013 EUR 30,80

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