Ereignisse wie der Holocaust oder allgemein die Massenverbrechen der NationalsozialistInnen sind in einer transnationalen Gesellschaft sinnstiftend und nachhaltig zu vermitteln, sodass ein antifaschistisches Selbstverständnis daraus resultiert. Die Methodenkompetenz und Handlungskompetenz der Akteur_innen ist zu erweitern, indem zu berücksichtigen ist, dass in der Geschichtsdidaktik ein Gegenwartsbezug herzustellen ist. Nach einer ausführlichen Einführung des Instrumentariums, in der geklärt wird, wie wichtig die „agonistische Kontaktzone“ als offener Raum insbesondere bei der Behandlung von komplexen und hochemotionalen Themen wie dem Holocaust ist, wird diese an schulischen Beispielen konkretisiert. Es geht darum, Lernprozesse mit zunächst heterogenen Positionierungen zu ermöglichen. Geschichte ist so zu kontextualisieren, dass Schüler_innen als Subjekte bereit sind, ihre Sichtweise über Gewaltverhältnisse einzubinden. Das schafft Dissens, aber gerade dort gilt es anzuknüpfen, um über offene Reflexion selbstbestimmte Entscheidungskompetenz in der Gegenwart zu gewinnen, um eine Verharmlosung und Leugnung von historischer Kontinuität zu vermeiden. Ein interessantes Forschungsprojekt mit zahlreichen Verweisen und Anleitungen, wie Rassismus, Antisemitismus oder heteronormative Sexualitätsvorstellungen zu hinterfragen und nachdrücklich zu beeinflussen sind.
ML
Nora Sternfeld: Kontaktzonen der Geschichtsvermittlung – Transnationales Lernen über den Holocaust in der postnazistischen Migrationsgesellschaft. 258 Seiten, Zaglossus , Wien 2013 EUR 19,95