Recht

Gefahrenvermeidung für Arbeitgeber

„In vielen Köpfen steckt noch das unrichtige Vorurteil, das Thema Gleichbehandlung der Geschlechter habe etwas mit Feminismus zu tun.“ Den nächsten Spagat macht die Wiener Rechtsanwältin Melanie Haberer in ihrem rechtskundigen Text zu „Gleichbehandlung im Betrieb“ im deklarierten Bewusstsein der Bedeutung „gendergerechter“ Sprache, die sie aufgrund der Lesbarkeit in ihrem Buch aber nicht verwendet. Anschließend an diese offenbar notwendigen wie abwertenden Abgrenzungen legt Haberer eloquent mit vielen Beispielen die Gesetzeslage von Gleichbehandlung und Antidiskriminierung dar und vertritt sie mit spärlichen „mE“ auch. Damit will sie die inzwischen große Fülle von Entscheidungen strukturieren und verfügbar machen. Das Buch ist an „Arbeitsgeber“ in Betrieben gerichtet, die sich nicht nur zur Motivierung von „Mitarbeitern“, sondern auch aus Gründen der Gesetzeskonformität an diese Bestimmungen halten sollten. Als solches ist dieser Reader auch brauchbar und erreicht möglicherweise Personen, die kontextualisiertere Werke nie zur Hand nehmen würden. Gesetze, die vom Himmel fielen, um Missstände zu beseitigen, die ihrerseits vom Himmel fallen und ausschließlich in der Verantwortung einzelner Personen liegen, wo sie geahndet werden – dieses hier zum Ausdruck gebrachte, bedenkliche, wenn auch übliche Rechtsverständnis resultiert aus der Ignoranz struktureller Hintergründe für die Entstehung einer Rechtsmaterie, die es ohne feministische Kämpfe nicht gäbe und die nun betriebswirtschaftlich von Nutzen sein soll. mel
 
Melanie Haberer: Gleichbehandlung im Betrieb. Was Arbeitsgeber wissen müssen. 222 Seiten, Linde Verlag, Wien 2013 EUR 48,00

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