SoziologieAktuelle Ausgabe: Soziologie

Öffentlichkeiten im Wandel

Der Band dokumentiert den Gender-Stream des 3-Länder-Soziologiekongresses „Neuer Strukturwandel der Öffentlichkeit“, der 2011 in Innsbruck stattfand. Aus einer Geschlechter- und queer-feministischen Perspektive befragt er aktuelle Wandlungsprozesse von Öffentlichkeiten und damit auch das sich verändernde Verhältnis zu Privatheit. Wie gestaltet sich die strukturbildende Verbindung von heteronormativen Männlichkeits- und Weiblichkeitsvorstellungen mit Öffentlichkeit und Privatheit heute? Welche Möglichkeiten bieten die neuen mediatisierten und vernetzten Öffentlichkeiten für marginalisierte Akteur_innen und (queer-)feministische Artikulationen? Wie wird Geschlecht und Feminismus in diesen Öffentlichkeiten thematisiert und verhandelt? Thematische Bezugspunkte der theoretischen Erörterungen und empirischen Untersuchungen bilden u. a. Pluralisierungen hegemonialer Verhältnisse durch Frauen in öffentlichen Spitzenpositionen und neue Väter, der Diskurs zur Homo-Ehe oder das Outing schwuler Politiker, konservative Männerkrisendiskurse, Drag-King-Szenen als trans*queere Öffentlichkeiten, theoretische und politische Dimensionen von Internetöffentlichkeiten, feministische Räume im Web 2.0 und Konstruktionen öffentlicher Feminismen in Mainstream- und popfeministischen Medien. Der Band greift so wichtige Fragen und Debatten auf und bietet in seiner heterogenen Zusammenstellung trotz Lücken (so fehlen etwa Beiträge zu transnationalen Konstellationen) vielfältige Anregungen für eine weitergehende Auseinandersetzung. Gitti Geiger
 
Geschlechterverhältnisse und neue Öffentlichkeiten. Feministische Perspektiven. Hg. von Birgit Riegraf, Hanna Hacker, Heike Kahlert, Brigitte Liebig, Martina Peitz und Rosa Reitsamer. 228 Seiten, Westfälisches Dampfboot, Münster 2013 EUR 25,60

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Osteuropäische Wanderungsprozesse

Der sorgfältig und detailreich argumentierende und damit immer wieder überraschende Band enthält auch englisch- und ungarischsprachige Zusammenfassungen der zugrunde liegenden Studie, die unbedingt als eigene Aufsätze veröffentlicht werden sollten. Die Studie ist in dreierlei Hinsicht einem integrativen Ansatz verpflichtet. Sie untersucht die Wanderung von Menschen, die zumeist der Bevölkerungsgruppe der RomNija zugehörig sind, zwischen der Slowakei und Graz als Prozess, der in beiden Orten Veränderungen auslöst; diese werden durch die Wandernden und übrigen Akteure an beiden Orten selbst gestaltet – mit offenem Ende, aber zugleich geprägt durch komplexe Machtstrukturen und -interessen. In der Gestaltung dieses Prozesses wirken symbolische, diskursive, soziale und ökonomische Gegebenheiten und Entwicklungen wechselseitig aufeinander ein. Beide genannten Ebenen der Interaktion sind, drittens, zentral von Auseinandersetzungen um Klassenfrage, Geschlechterordnung und ethnische Zugehörigkeit der beteiligten Gruppen geprägt. Die Aktivitäten der kirchlichen und nicht-kirchlichen österreichischen NGO’s in einem der Herkunftsorte der „BettlerInnen“ in der Slowakei tragen, entgegen der „guten Absicht“, zur Verstärkung sozial-ethnisch-geschlechterspezifischer Grenzziehungen, Hierarchien und Konflikte vor Ort bei; sie re/produzieren außerdem das Machtgefälle zwischen österreichischen und slowakischen Akteuren. In Graz beruhen zwei der drei zentralen diskursiven Muster, die in der öffentlichen Auseinandersetzung um Solidarität mit den „BettlerInnen“ versus Vertreibung dieser Gruppe mobilisiert werden, zentral auf der Verbindung von ethnischer Grenzziehung mit der hierarchischen Wertung imaginierter Geschlechterordnungen – und zwar in den Argumenten beider Seiten. Susan Zimmermann
 
Stefan Benedik, Barbara Tiefenbacher, Heidrun Zettelbauer, unter Mitarbeit von Edit Szénássy: Die imaginierte „Bettlerflut“. Konstruktionen, Organisation und Positionierungen in temporären Migrationen von Roma und Romnija. 158 Seiten Drava Verlag. Wien/Dunaj 2013 EUR 14,80

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