Inter*geschlechtlichkeiten in Erzählungen

Anliegen des von Angelika Baier und Susanne Hochreiter herausgegebenen Sammelbandes ist es, die verschiedenen (vor allem zeitgenössischen) Erzählungen zu Intergeschlechtlichkeit – d.h. disziplinär unterschiedlich verorteten, wissenschaftlichen ebenso wie rechtlichen, wie fiktionalen, wie autobiografischen Erzählungen – gerade in ihren Verstrickungen zu reflektieren. Denn ebenso wie wissenschaftliche Diskurse sich häufig auf sogenannte „Fallgeschichten“ stützten, griffen Erzählungen von intergeschlechtlichen Personen häufig auf wissenschaftliche Diskurse, wie die Medizin oder die Psychologie oder aber das Recht zurück, um sich von ihnen abzugrenzen. In einem differenzierten Essay von Eveline Kilian zu literarischen Heterotopien als Ermöglichungsräumen für intergeschlechtliche Subjekte sowie in vier Kapiteln – zu Recht und Politik, Bildlichkeiten, Diskurs/Reflexionen und zu Diskurs/Begegnungen – soll ausgelotet werden, welche Möglichkeiten aber auch Begrenzungen sich auftun, intergeschlechtliche Körperlichkeiten zu erzählen. Den Herausgeber_innen geht es dabei vor allem um Begegnungen: Wenn unterschiedliche Erzählmuster in verschiedenen Textsorten, wissenschaftlichen Aufsätzen, Essays, Interviews sowie literarischen Texten, aufeinandertreffen, könnten neue Denk- und Erzählräume in Bezug auf Intergeschlechtlichkeit entstehen, die gerade auch dem Wahrheitsanspruch wissenschaftlicher Erzählungen entgegentreten sollen. Ein spannendes und wichtiges Unterfangen, gerade auch angesichts der zirkulierenden und besprochenen Erzählungen. Dagmar Fink

Inter*geschlechtliche Körperlichkeiten. Diskurs/Begegnungen im Erzähltext. Hg. von Angelika Baier und Susanne Hochreiter. 374 Seiten, zaglossus, Wien 2014EUR 24,95