Konstruktive Querverbindungen

Angela Davis gilt als Ikone der Schwarzen Frauen- und Bürgerrechtsbewegung. In einem neuen Buch mit Gesprächen und Vorträgen sind die Thesen der mittlerweile emeritierten Philosophieprofessorin nachvollziehbar und gut lesbar festgehalten. Die besondere Stärke ihrer Argumentation liegt in der Zusammenführung scheinbar voneinander unabhängiger Diskussionen, wie etwa der Bewaffnung der amerikanischen Polizei und den Gewalttätigkeiten im Gaza-Streifen, Rassismus-Debatten, der Prison-Abolition-Bewegung und dem Aufzeigen alter Verhaltenscodices aus Zeiten der Sklaverei. Als Aktivistin der Schwarzen Frauenbewegung macht sie deutlich, dass diese „als Versuch (entstand), theoretisch und praktisch zu zeigen, dass Rassen-, Geschlechter- und Klassenfragen in unseren sozialen Umgebungen untrennbar miteinander verbunden sind.“ Hinzuzufügen wäre auch die Gewalt aus speziezistischen Motiven. Davis verweist außerdem darauf, wie stark Erfolge von progressiven Kämpfen durch kollektive Anstrengungen geprägt sind und kritisiert das medial erschaffene Bild des heroischen Einzelkämpfers. Wichtiger sei es, das Gemeinsame ins Zentrum zu stellen. Beispiele ihres eigenen Werdegangs inklusive Hinauswurf aus der Uni in Los Angeles durch den damaligen Gouverneur Reagan und einer Verhaftung wegen Terrorismus-Verdachts als Black Panther-Sympathisantin lesen sich aufregend und schockierend zugleich und untermauern ihre Analysen zu struktureller Gewalt auch auf einer persönlicher Ebene. Absolut lesenswert.

Susa

Angela Y. Davis: Freiheit ist ein ständiger Kampf. Aus dem Amerik. von Sven Wunderlich.  160 Seiten, Unrast, Münster 2016 EUR 14,40