Verwobenheiten in kapitalistische Strukturen

Der Begriff der ‚Beziehungsweisen’, wie von den Herausgeber:innen sowie Autor:innen vorliegenden Sammelbands verstanden, beinhaltet jegliche Form des ‚Verhaltens’– zu uns selbst, zu anderen sowie zur/in der Gesellschaft. Nachdem diese Beziehungsweisen auch mit den ökonomischen Verhältnissen verwoben sind, lassen sich die gegenwärtigen Arten, wie wir uns in Beziehung setzen, nicht ohne kapitalistische Phänomene von (Selbst-)Ausbeutung, Individualisierung und Entfremdung verstehen und beschreiben. Die unterschiedlichen Beiträge des Buches zeigen mit teils persönlichen, teils künstlerischen, teils akademischen Texten die unterschiedlichen Ausprägungen dieser Verschränkungen auf: Positionen von trans Subjektivitäten, Funktionen und Erfahrungen von Dickenfeindlichkeit, Fragen der Wohnverhältnisse sowie der Sexarbeit im Kapitalismus, Überlegungen zu sorgenden und sorgebedürftigen Körpern sind nur ein paar der Themen, die behandelt werden. Das Ziel des Herausgeber:innenkollektivs war es, nicht nur kapitalistische Verhältnisse zu kritisieren, sondern auch Visionen einer auf anderen Beziehungsweisen beruhenden, solidarischen Gesellschaft zu entwickeln. Dies ist ihnen gelungen – ein spannendes, gut zu lesendes Buch, das durch das Aufzeigen von alternativen Lebens-/Beziehungsweisen auch Hoffnung macht.

Maria Hörtner

Fragile Fäden. Perspektiven auf Beziehungsweisen im Kapitalismus. Hg. von Oriel Klatt, Eliah Arcuri, Elio Nora Hillermann, Jo Menhard, Katharina Vitt und Tom Wulf. 280 Seiten, edition assamblage, Münster 2024 EUR 16,00