Vexierspiel 

Der fiktionale Beitrag der Autorin setzt sich aus drei Teilen zusammen, einem Kurzroman, Tagebuchaufzeichnungen und einem Dramolett, die AktuerInnen sind dieselben. Eine Kleinfamilie mit drei fast erwachsenen Kindern hat sich auseinandergelebt. Alber Dilling wird in seiner Werbefirma gekündigt und macht sich auf eine Reise nach Graubünden, um seinem Leben durch einen fingierten Bergunfall ein Ende zu setzen. Ein Kalb hindert ihn daran. Seine Frau Hanna erfährt über das Lesen der regionalen Zeitung, dass ihr älterer Geliebter verstorben ist und begibt sich rasch nach Berlin, um sich einen neuen Liebhaber namens Harald zu imaginieren. Clemens und sein schwuler Freund Jo wollen klären, ob möglicherweise der verstorbene Geliebte der Mutter der leibliche Vater von Clemens ist. Schließlich trifft sich die in Auflösung begriffene Familie bei der Beerdigung des Geliebten der Mutter. Im zweiten Teil geht es um Mia, die ältere Tochter, wie sie die fragmentierten Familienverhältnisse zu einem Roman verarbeitet. Der letzte Teil ist ein Skype-Interview mit einem Journalisten und Mia über ihren Roman. Eine skurrile Familiengeschichte, die zwischen der realen Szenerie und der Phantasie der ProtagonistInnen hin- und herpendelt und gewöhnungsbedürftig ist. Die Leserin hätte gern einen tieferen Blick unter die brüchige Oberfläche geworfen. ML

Andrea Gerster: Verlangen nach mehr. Roman. 155 Seiten, Lenos, Basel 2015 EUR  21,50