Herrinnen des Mondes und der Wüste

Vorweg gesagt: Um den Roman besser genießen zu können, sollte frau sich über die Geschichte des Omans informieren oder zumindest das aufschlussreiche Nachwort von Claudia Ott vorab lesen. Die Geschichte der Schwestern Mayya, Asma und Chaula, sowie ihrer Großfamilie, einschließlich der Sklav:innen, ist auch die Geschichte des Omans im 20. Jahrhundert und dessen Transformation vom erztraditionellen Sultanat in eine moderne, arabische Gesellschaft. Der Roman handelt auch von Sarifa, der Sklavin, Tochter der Sklavin Katuba, die nach ihrer Freilassung (Sklaverei wird im Oman erst 1970 verboten) bei ihrem Herrn bleibt. Eine weitere Protagonistin ist London, Mayyas Tochter, die Ärztin wird und die ihre Verlobung gegen den Willen der Familie durchsetzt, nur um sie aufzulösen, nachdem sie erkennt, dass er nicht der Richtige ist. Weitere Protagonisten sind Scheich Said, der sich weigert, seinen Range Rover herzuborgen, damit ein schwerkrankes Kind in das nächste Spital gebracht wird, weil „der Rover nur dem Scheich gehört“, und ein junger Mann mit silbernen Fingernägeln, der seine Homosexualität offen auslebt. Weitere Figuren sind die schöne Beduinin Nadschiyya, die sich selbstbewusst nimmt, wen sie will, und Abdallah, der Mayya grenzenlos liebt und von seinem Vater beherrscht wird. Und, und, und … Eine Geschichte so reich wie die Düfte eines omanischen Souks!
Renate Charvat
Jokha Alharthi: Herrinnen des Mondes. Aus dem Arab. und ein Nachwort von Claudia Ott. 334 Seiten, Dörlemann Verlag, Zürich 2025 EUR 24,70