Den Schmerz im Familienkörper finden
Im Debütroman Familienkörper beschäftigt sich Michèle Yves Pauty mit familiären Beziehungen, Krankheit und Körperlichkeit. Dabei wird die Erfahrungswelt des literarischen Ich, dessen Aufwachsen im Tirol der 1980er Jahre den Rahmen des Romans bildet, überzeugend beschrieben. In einer klaren Sprache wechselt Pauty in kurzen Absätzen zwischen der Perspektive des Ich und Passagen über die Geschichten der Mutter, Großmutter und der beiden Schwestern. Ergänzt werden Auseinandersetzungen des erwachsenen Ich mit den Familienmitgliedern, die oft mit der Frage beginnen: „Wie war das damals für dich?“ Die Schwierigkeiten, denen vor allem Frauen auf der Suche nach medizinischer Hilfe ausgesetzt sind, geschlechtsspezifische Krankheiten und gesundheitliche Risiken sowie Mutter-Tochter-Beziehungen sind zentrale Themen. Pauty zeichnet eindrückliche Bilder, die die vielen Gedankensprünge zusammenhalten und einen poetischen Roman bilden.
Eva
Michèle Yves Pauty: Familienkörper. 208 Seiten, Haymon, Innsbruck 2025 EUR 23,90
