Helles, dunkles Zauberland

Sarah Kuratle entführt uns in ihrem Roman Chimäre in eine fantastische, bunte Welt voller wilder Natur und den Fragen, was ist und was kann sein. Ausgangspunkt der Erzählung ist eine kleine Insel im See, auf der Samen bewahrt und Bilder gezeichnet werden, um in der dystopischen Gegenwart Blühendem eine Zukunft zu geben. Kaleidoskopisch erzählt Sarah Kuratle die Geschichte von Alois, der eigentlich Alice ist, und Gregor, dem Kind mit dem Kopf in den Wolken. Ihre Reise mit-, ohne- und zueinander führt durch ausgetrocknete Landschaften zu verrückten Häusern, tiefen Wurzeln und fiebrigen Vogelmenschen. Beide sind wie das Buch Chimäre, also Mischwesen. Es geht um Identität, schmerzhafte Vergangenheit und die Liebe (nicht nur zu sich selbst), Leidenschaft und die Unsicherheit (wer kann ich sein). Das Buch ist eigentlich mehr ein Sprachkunstwerk als ein Roman, bunt, intensiv und berührend. Schon das tolle Cover verspricht, dass es sich hier um ein besonderes Buch handelt. Eine Empfehlung für alle, die ungewöhnliche, wilde Bücher lieben, die aus der Sprache selbst ein Kunstwerk machen. Hier kann man eintauchen, sich mitreißen lassen, verloren gehen und sich in farbigen Sprachmosaiken wiederfinden.
Flora
Sarah Kuratle: Chimäre. 155 Seiten, Otto-Müller-Verlag, Salzburg 2025 EUR 23,00