Kategorie: Kurzprosa

Literarisches Vermächtnis

Die Kurzgeschichten und Essays von Marina Keegan sind kaum ohne das Bewusstsein über jenen tragischen Unfalltod zu lesen, der die junge Autorin kurz nach ihrem Abschluss an der Yale University 2012 ereilte. Zwei Jahre danach veröffentlichten ihre Eltern nun aus dem Nachlass der Literaturstudentin eine Sammlung ganz unterschiedlicher Geschichten und...

Eine vielseitige Dissidentin

Etwa 30 Essays aus zwei Jahrzehnten versammelt dieses Buch von Ljudmila Ulitzkaja: Notizen über Persönliches und Literarisches, über ihre jüdischen Vorfahren, Begegnungen und Reisen, den Kreis der Freundinnen, drei Ehen, ihr intellektueller Weg, moralische Fragen und ihre Krebserkrankung. Die Genetikerin und „eher rationale Vertreterin der Boheme“ (Ulitzkaja über sich) verzeichnet...

Geburt, Tod, Teufel und Sex

Mit „Sternengraben“ und „Yanqui Doodle“ liegen nun zwei weiterer Bände der Septime-Werkausgabe von James Tiptree Jr. alias Alice B. Sheldon vor. Darin sind Kurzgeschichten aus den letzten Lebensjahren der Autorin versammelt. „Sternengraben“ besteht aus drei zusammenhängenden Geschichten, die Erstkontakte der Menschheit mit Spezies beschreiben, die sich nicht nur physiologisch von...

Nicht mehr, aber auch nicht weniger

In sechs Geschichten schreibt Ulrike Almut Sandig gegen das Verschwinden. Sie handeln vom Selbstverständlichsten auf der Welt: vom Enden einer Freundschaft, vom Schwinden von Erinnerungen, verloren gegangenen Menschen, vergangenem Lebensgefühl oder ausgestorbenen Pflanzenarten. „Es braucht keine große Geste um zu Verschwinden“ und doch hinterlässt es unvergängliche Spuren. Die Autorin beleuchtet...

Die ganz normale Gewalt an Frauen

Die Grand Dame der italienischen Literatur, Dacia Maraini, landete mit ihrem Roman „Stimmen“ 1994 einen internationalen Erfolg, in dem sie von Gewalt an Frauen und ihrer Verbreitung erzählte. In Reaktion auf die diskursive Verschiebung auf außereuropäische Täter und Ursachen von Gewalt an Frauen in Europa hat sie 2012 ein Bändchen...

Ein Baum werden

Auch der dritte Band der Werkausgabe der 2009 verstorbenen österreichischen Literatin Elfriede Gerstl umfasst eine interessante inhaltliche Auswahl unterschiedlicher Textsorten der Literatin. Es wird ihre Schaffensperiode von 1995-2006 rekonstruiert. Es sind Gedichte, Geschichten, Wortspielereien oder Gedankensplitter von ihr oder ihrem Lebensgefährten Herbert Wimmer, von dem auch einige Fotos von Gerstl...

verdichtete begegnungen

Erstaunlich dicht sind die 15 Geschichten mitten aus dem Leben, und mitten ins Leben hinein, das gebrochen ist und wird und sich doch immer wieder neu zusammensetzt. Man möchte die brillant aus dem Ungarischen übersetzten Zeilen dehnen, um vom Davor und Danach der kantigen Figuren und ihrer Wege ein wenig...

Heimatlos

In 14 Erzählungen lässt uns Ilma Rakusa am Schicksal von Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen teilhaben. Sie alle haben eines gemeinsam: sie sind Heimatlose, vom Leben Gezeichnete, NomadInnen auf der Suche nach ein wenig Glück und Geborgenheit. Trotz des melancholischen Grundtenors der Geschichten blitzt immer wieder Hoffnung auf, gibt es Augenblicke...

Inter*geschlechtlichkeiten in Erzählungen

Anliegen des von Angelika Baier und Susanne Hochreiter herausgegebenen Sammelbandes ist es, die verschiedenen (vor allem zeitgenössischen) Erzählungen zu Intergeschlechtlichkeit – d.h. disziplinär unterschiedlich verorteten, wissenschaftlichen ebenso wie rechtlichen, wie fiktionalen, wie autobiografischen Erzählungen – gerade in ihren Verstrickungen zu reflektieren. Denn ebenso wie wissenschaftliche Diskurse sich häufig auf sogenannte...

Heaznodfall und Bauntscheim

Die Dialektautorin El Awadalla hat sich 24 Stunden lang ins Wiener Allgemeine Krankenhaus (AKH) gesetzt und den Leuten zugehört. Dabei herausgekommen ist eine Sammlung von 101 Dialogen, verfasst im tiefsten Dialekt mit einem ausführlichen Glossar, damit auch nicht dialektkundige Leser_innen verstehen, worum es geht. Die Dialoge liefern in ihrer Konzentration...