Kategorie: Kurzprosa

Schwesternschaft durch Männerhass

„Das Mindeste, was ein Mann tun kann, der sich am männerfeindlichen Diskurs beteiligen will, ist: den Mund halten und zuhören.“ – In ihrem Essay mit dem provokanten Titel geht die französische Feministin Pauline Harmange den Ursachen für ihre Misandrie (= Männerfeindlichkeit) auf den Grund: Frauen werden seit Jahrhunderten von Männern...

Feminismus im Internetzeitalter

Nachdem Jia Tolentinos Schreiben bereits mit dem von Susan Sontag verglichen wurde, lagen die Erwartungen an ihre nun auf Deutsch erschienene Essay-Sammlung hoch. Und siehe da: Leserinnen mit Interesse an Popkultur, Feminismus und (Netz-)Politik werden nicht enttäuscht. Die US-amerikanische Autorin und Journalistin schafft es auf faszinierende Weise, gesellschaftliche Entwicklungen scharfsinnig,...

Müßig oder arbeitsscheu?

Eine fleißige Frau bekommt den Auftrag über Faulheit zu schreiben. Und das im Covid-19 bedingten Lockdown, einer Zeit, in der die ohnehin schwammigen Definitionen, wer faul und wer fleißig ist, noch mehr zu verschwimmen drohen: Home-Office, ein Ort für Faule oder für Fleißige? Heißt Kurzarbeit wirklich kürzere Arbeit oder nur...

Rückzug in die innere Burg

Sogenannte Corona-Literatur als Folge erzwungenen Rückzugs nach innen hat sich als eine der vielen Nebeneffekte der Pandemie erwiesen. Zahllose Veröffentlichungen wollen, sollen oder können beweisen, dass Reflexion stattfindet. Auch Marica Bodrožić zeigt sich von der Situation inspiriert, ihre Überlegungen über den „Stillstand der Welt“ mitzuteilen. Ihr Ausgangspunkt, Rilkes „Panther“ –...

Machtvolle Wahrnehmung

Bettina Stangneth ist vor allem für ihre Texte zum Nationalsozialismus bekannt. „Hässliches Sehen“ ist der letzte Teil ihrer Essay-Folge, nach „Böses Denken“ und „Lügen lesen“. Darin beschäftigt sich die deutsche Philosophin damit, was das „Sehen“ für uns Menschen bedeutet. Wie machtvoll Bilder sind, wie wir Sinn aus ihnen ziehen oder...

Die Suche nach dem Nichts

„Ohne einen Apfel gibt es einen Apfel. Wie?“, fragt Gundi Feyrer im Vorwort zu dem Tempel des Nichts. Die Annahme der Quantenphysik, dass Materie nicht aus Materie besteht, ist der Ausgangspunkt für ihre poetische Auseinandersetzung mit der Frage nach dem Nichts. In einem Wirbel aus Zitaten von Quantenphysikerinnen und anderen...

Schottischer Krimi noir

Denise Mina erzählt ihren Roman „Götter und Tiere“ aus verschiedenen Perspektiven. So kann man eintauchen in die Welt der korrupten Politik in Glasgow und bekommt Einblick in die individuellen Geschichten, bei denen die Grenzen der Opfer- und Täterinnenrollen zunehmend verschwimmen. Ermittlerin ist die scharfsinnige Detective Sergeant Alex Marrow, gemeinsam mit...

Sozialstudien zwischen den Weltkriegen

Gabriele Tergit, die auch Romane schrieb, war eine der ersten weiblichen Journalistinnen. Bekannt wurde sie durch ihre Gerichtsreportagen, die sich als Sozialgeschichte der Berliner Zwischenkriegszeit entschlüsseln lassen. Der Gerichtssaal war für sie eine offene Bühne, um auf soziale Konflikte, die reaktionäre Klassenjustiz der Richter oder die durch die Schlägertrupps der...

Leben als Ausnahmezustand

Gleich nach dem Abitur zieht es Julia Leeb aus dem beschaulichen Bayern hinaus in die Welt. Aus einem dreiwöchigen Spanischkurs in Ecuador werden sechs Jahre im Ausland. Die Zeit in Südamerika macht aus ihr einen politischen Menschen. Um das Unrecht, dem sie begegnet, sichtbar zu machen, beschließt sie Fotojournalistin zu...

Vom Inneren und anderen Äußerlichkeiten

„Die Übermacht des Üblichen“ ist der Titel von Gabriele Treiges Erzählung, in der es tatsächlich genau darum zu gehen scheint. Die Protagonistin versucht sich in diesem assoziativ anmutenden Erzählwerk selbst in ihrer Vergangenheit auszuloten, um sich letztendlich von dieser Person (die sie nun nicht mehr ist) zu lösen. Es wollte...