Kategorie: Romane

Abrechnungen im Viertel

In ihrem zweiten Roman beschreibt Négar Djavadi soziale Gegensätze im pulsierenden Paris. Nach dem Mord an einem Jugendlichen in einem Viertel, wo gestrandete, arme Menschen, zumeist Migrant:innen, leben, brodelt es. Ein zweiter Jugendlicher wird ermordet, offenbar ist es ein Revierkampf zweier Gangs aus dem Drogenmilieu. Als schließlich die Polizei auftaucht,...

Vertraute Distanz einer Care-Arbeiterin

Die andere Seite des Tages ist ein feinsinniger und in seiner Schärfe oftmals verstörender Roman über das Leben als Au-pair in fremden Haushalten. Emeli Bergman erzählt von gelebten und alltäglich hergestellten Geschlechter- und Klassenhierarchien, von Vertrautheit, Distanz, Liebe und Überheblichkeit. Anna, die Bedienstete, kocht, putzt, leistet Beziehungs- und Sorgearbeit, ist...

Kriegerin des Schreibens

Eine Frau erdenkt sich einen Liebhaber. Trotzdem verhält sich der vorgestellte Liebhaber nicht durchgehend so, wie die Frau es sich erwünscht. Da ist der Konflikt von Nähe und Distanz, da sind verborgene Seiten; so schafft sie es nie, seinen Pass zu sehen, die unerwartete Vielfalt seiner Sprachkenntnisse… Langsam entwickelt die...

Fragwürdige Erinnerungen

Bei einer Premierenfeier ihres Geliebten findet sich die über 40jährige Ich-Erzählerin in einem Lokal wieder, welches ihr aus einer früheren Zeit bekannt erscheint. Schließlich assoziiert sie mit dem Ort ihre frühere Freundin Gema, die mit 15 Jahren schwer an Leukämie erkrankt und zwei Monate nach der Diagnose verstirbt. Es ist...

Mechanik des Terrors

Im Jahr 1933 kommt Emil Cioran zum Studium nach Berlin. Deutsch hat er bereits als Jugendlicher in seiner walachischen Heimat gelernt, „wo die Vampire die Gesetze machen“. In Berlin bestimmen die Nationalsozialisten, die der junge Stipendiat bewundert. Ihn selbst treibt Todessehnsucht und ein heftiger Nihilismus an. Gemeinsam mit seiner Wirtin,...

Übers Wesentliche nicht geredet

Hanna Sukares dritter Roman ist den Vorgängern thematisch ähnlich: Es geht um die Aushebung von Geheimnissen und die Erforschung der Leben der Vorfahren, besonders während der NS-Zeit. Die verschiedenen Perspektiven zeigen jeweils die Mühen und Überlegungen der vier Generationen, von denen erzählt wird. Es gibt den August, der besser mit...

Liebe zwischen den Zeilen

Die Bostoner Freundinnen Helen und Kate verbringen den Sommer 1877 in Deephaven, einem verschlafenen Städtchen an der Ostküste der USA. Dort hüten sie das Haus von Kates verstorbener Großtante. Auf zahlreichen Spaziergängen erkunden die jungen Frauen den malerischen Ort. Jeder Ausflug wird zum Abenteuer, sogar ein Kirchenbesuch, wo alles „herrlich...

Wunderbarer Nachmittagsfilm in Buchform

„Veränderung ist die Grundlage jeglicher Lebensform.“ (Mr. Spock) Unter diesem Motto steht der erfrischende und berührende neue Roman von Alexandra Potter. Er ist fast 500 Seiten stark und lässt sich in knapp zwei Tagen lesen. Olivia ist 45 Jahre alt und hat gerade eine Scheidung nach zehn Jahren Ehe hinter...

Apokalypse oder Zukunft?

Dieser komplexe Roman ist rückwärts ablaufende Verschachtelung in Zeit und Raum, Fantasie und Realität. Mal ironisch, scharfsinnig, dann dystopisch und depressiv. Akteur*innen sind unter anderem zwei Frauen, beide mit Namen Mene. Eine lebt in der nahen Zukunft, in einer vom Bürgerkrieg gezeichneten Stadt in einem Überwachungsstaat, die andere ist israelische...

‚Hirnfresser‘ versus ‚Zombies‘

Der mit dem Internationalen Literaturpreis 2022 ausgezeichnete Roman Leichte Sprache von Cristina Morales erzählt die Geschichte von vier Frauen, die mit der Diagnose einer geistigen Behinderung in einer betreuten Wohnung im gentrifizierten Barcelona leben. Schnoddrig, witzig, geistreich, wild, sehr wütend und kreativ sind Begriffe, die den Sog dieses Buches nur...