Moderne Arbeitswelt – Sklaverei?

Claire, die Protagonistin hat sich aus ärmlichen Verhältnissen emporgearbeitet. Sie arbeitet für einen großen anerkannten Konzern und trotzdem fühlt sie sich nicht wohl. Als sie die geöffnete Dachluke entdeckt, steigt sie aufs Dach und reflektiert über ihre Arbeit, Ziele und Kollegen. Es zieht ein starker Sturm auf, trotzdem verbringt Claire die Nacht am Dach und versucht, sich über ihre ‚Welt‘ Klarheit zu verschaffen. Glaspaläste als Symbol dafür, dass eine Firma und die Mitarbeiter alles sehen können und auch alles erreichen können. Aber Glaswände sind trügerisch, da es vermeintlich keine Grenzen gibt und Claire trotzdem immer wieder das Gefühl hatte, gegen unsichtbare Mauern zu stoßen. Sie gehörte nie ganz dazu, der Makel der Herkunft und des Geschlechts hinderten sie am Erfolg. Erst die Nacht am Dach zeigt ihr, dass sie, trotz aller Erfolge, einen anderen Weg einschlagen muss. Claire verschwindet, ohne Abschied von den Kollegen – die bleiben zurück und rätseln, kämpfen weiter um ihren Platz im Konzern. Eine sehr feinfühlige Auseinandersetzung mit der modernen Arbeitswelt, ohne Pauken und Trompeten, dafür umso tiefsinniger.
Ida Renko
Mariette Navarro: Am Grund des Himmels. Aus dem Franz. von Sophie Beese. 155 Seiten, Antje Kunstmann, München 2025 EUR 22,70