Porträt einer Überlebenskünstlerin
Wie schafft man es als Frau, allein auf sich gestellt, die japanische Kolonialzeit, den Zweiten Weltkrieg, die Teilung Koreas, das Leben in Nordkorea sowie Flucht und Exil zu überleben? Als Überlebenskünstlerin vom Format einer Frau Mook. Der Roman nimmt uns mit auf eine fast hundertjährige Reise durch die koreanische Geschichte des 20. Jahrhunderts und führt uns von Nord- über Südkorea bis nach Indonesien und China. Frau Mook überlebt die Erlebnisse aufgrund ihrer Anpassungsfähigkeit und Wandelbarkeit – als Sklavin, Fluchtkünstlerin, Mörderin, Terroristin, Spionin, Geliebte, Mutter und Hochstaplerin. In acht Episoden entfaltet sich ihr Leben, geprägt von Gewalt, Missbrauch und Verrat, aber auch von Überlebenswillen, Täuschung und der Kunst der Anpassung. Die historischen Ereignisse und die schonungslose Schilderung der Gewalt an Frauen sind teilweise nur schwer auszuhalten. Doch neben Leid und Ungerechtigkeit besticht der Roman auch durch seine kraftvollen Frauenfiguren – ihre Gespräche, ihre Persönlichkeiten und ihre Geschichten, die dank dieses Romans Gehör finden.
Daniela Verdel
Mirinae Lee: Die acht Leben der Frau Mook. Aus dem Engl. von Karen Gerwig. 336 Seiten, Unionsverlag, Zürich 2025 EUR 24,70
