Verschlagwortet: Politik

Schöne neue empathische Welt

Beim Empathietest bekommt man einen Helm aufgesetzt, einen Panikknopf in die Hand gedrückt und soll nur zusehen – gezeigt werden Filmsequenzen leidender Menschen. Bestehen kann man, indem man die richtigen Gehirnwellen aussendet; wer besteht, kann sich markieren lassen. Im Island der nahen Zukunft, in dem die Menschen die künstliche Intelligenz...

Anthologie

Genre – was ist das eigentlich? – und wo liegen die Grenzen zwischen ‚ernster‘, sprich kanonisierter Literatur, Unterhaltung und sogenanntem Schund? Wer bestimmt diese Wertigkeiten und wer profitiert davon? In dieser (nicht mehr ganz druckfrischen, aber immer noch aktuellen) Ausgabe unseres Lieblingsliteraturmagazins gehen die Autor:innen diesen und mehr Fragen nach...

Das autonome Selbst – in Beziehung setzen 

Die vorliegende Dissertation baut auf Katharina Lux’ bisherigen Arbeiten auf und liefert eine umfassende Retrospektive über die Autonome Frauenbewegung der BRD in den 70er Jahren. Frauen lösten sich aus links-politischen Gruppen, um dem Bestreben nachzugehen, sich selbst als eigenständiges Subjekt zu begreifen, während etwa zeitgleich Frauen und Lesben die ersten...

„Wir tragen das System zwischen uns aus …“

Es ist schön geworden, dieses Buch, dessen Beiträge die Freund:innen von Ellen Jaedicke nach deren allzu frühem Tod zusammengetragen haben. Zu Wort kommen Aktivist:innen aus Deutschland und aus Kurdistan, die Ellen ein Stück ihres politischen Weges begleitet haben. Aber nicht nur deren Stimmen sind zu hören, sondern auch jene von...

Neuanfänge

Schon die ersten Sätze des Romans ziehen die Lesenden in die Beziehungsfelder der vier Protagonist:innen Spes, Paul, Mirjam und Achura. Lasker-Berlin bewegt sich zwischen deren Einzelschicksalen, während sie gleichzeitig immer wieder die Schnittpunkte von deren Leben darlegt und damit einen packenden Beziehungsroman erschafft. Ein Schmetterlingskind, ein Journalist, der Quellen frei...

‚Hirnfresser‘ versus ‚Zombies‘

Der mit dem Internationalen Literaturpreis 2022 ausgezeichnete Roman Leichte Sprache von Cristina Morales erzählt die Geschichte von vier Frauen, die mit der Diagnose einer geistigen Behinderung in einer betreuten Wohnung im gentrifizierten Barcelona leben. Schnoddrig, witzig, geistreich, wild, sehr wütend und kreativ sind Begriffe, die den Sog dieses Buches nur...

Verständnis und Entgegenkommen

In der Droschl-Reihe Gedankenspiele über denkt Eva Menasse über den Begriff und die (politische) Anwendbarkeit von Kompromissen im Großen wie im Kleinen nach. Um es vorwegzunehmen: für Menasse sind Kompromisse notwendig und wichtig, weil nur so die Gewaltförmigkeit von Auseinandersetzungen vermieden werden kann. Zwei Begriffe sind dafür von zentraler Bedeutung:...

Liebe und Wut, Tod und Tomaten

Explodieren gegen ungerechte Verhältnisse, die Kraft der Wut nutzen, um sich etwas zu getrauen, das sonst nicht gewagt worden wäre: Das verbindet die Geschichten von Ines, Katalin, Heide, Milka und Eszter im Roman der Dramatikerin und Literaturwissenschaftlerin Ursula Knoll. Im gegenwärtigen Wien angesiedelt werden ihre Geschichten sukzessive verwoben – irgendwie...

Ziehen wir die Finger aus dem Feuer!

Mehr als vierzig Jahre nach der Veröffentlichung in englischer Sprache erscheinen Texte der 1992 verstorbenen lesbischen Schwarzen Feministin und Aktivistin Audre Lorde. Viele Leser:innen kennen ihre beeindruckende Mythobiografie „Zamie“. In dem nun vorliegenden Band sind Vorträge, Interviews, Reiseberichte und Briefe von Lorde vereint, die zwischen 1984 und 1992 entstanden sind,...

Einfallsreicher Spiegel: Split 1936

„Träume und Kulissen“ betitelt Alida Bremer ihren Gesellschaftsroman, der die Lesenden ins Split des Jahres 1936 entführt – und zwar sehr sinnlich. Man meint die Gerüche aus den Küchen in der Nase zu haben und die Geschmäcker der beschriebenen lokalen Speisen auf der Zunge. Frauen sind es, die diese Sinnesfreuden...