40 Jahre feministische Debatten

In einem Buch? Schwierig. Aber einen Versuch ist es wert. Dieser mündet in das Festlegen von Themengebieten aus einem westdeutschen Kontext, erörtert durch einen bilanzierend-kontextualisierenden, einen zum Debattenverlauf und einen Text zu einem spezifischen Aspekt. Soweit die Theorie. In der Praxis versucht ein Beitrag des ersten Kapitels „Feministische Theorie und Praxis“ die 40-jährige Debatte darzustellen, was mit Verkürzungen und einer schematischen Einteilung in strikt getrennte Phasen einhergeht. Die hier diskutierte und stark verkürzt dargestellte Wissenschaftskritik ist von sprachlichen Ungenauigkeiten geprägt. Das Kapitel zu „Gewalt im Geschlechterverhältnis“ schafft es, die Debatte ausgehend von Frauen*hausinitiativen bis hin zu Personenstandsänderungen nachzuvollziehen. „Arbeit und das Geschlechterverhältnis“ ist auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ausgerichtet und bleibt, bis auf die Diskussion der Krise, in heterosexistischen Diskursen verhaftet. Die Frage nach „Gerechtigkeit im Geschlechterverhältnis“ wird anhand mehrerer Aspekte differenziert beleuchtet, während das Kapitel „Frauen-Bewegung und feministische Theorie“ drei, nicht zwangsläufig aufeinander aufbauende Aspekte – zu feministisch-politischer Praxis, der Frage nach dem Verbleib von großen Theorien und dem Zusammenhang von Migration und Geschlecht – aufgreift. In Summe hinterlässt der Band gemischte Gefühle. Einige Beiträge analysieren differenziert das Thema, andere sind nur mit (akademisch-)feministischer Vorkenntnis zu verstehen. Irritierend ist die unreflektierte Verwendung der Begriffe „Frau“ sowie „die Feministinnen“. Die geplante Herangehensweise kann nicht immer umgesetzt werden, einzelne Beiträge sind aber durchaus lesenswert. Ulli Koch

40 Jahre feministische Debatten. Resümee und Ausblick. Hg. von Barbara Rendtorff, Birgit Riegraf und Claudia Mahs. 228 Seiten, Beltz Juventa, Weinheim-Basel 2014EUR 25,60