Kategorie: Belletristik

Personalisierte Geschichte

Verena Hausers „essayistische Momentaufnahmen“ spielen in Kärnten zwischen 1918 und 1934, einer schwierigen Zeit voller Umbrüche: der Grenzkonflikt mit Jugoslawien, die Volksabstimmung 1920, das Erstarken des Nationalsozialismus bis hin zum Putschversuch 1934 im Lavanttal. Die Autorin erzählt diese Zeit aus der Perspektive ihrer Figuren. Was hat den jungen Albert dazu...

„Das Sterbenmüssen ist eine Gemeinheit“

An den Skandal über Zeemanns Autobiografie Jungfrau und Reptil kann ich mich gut erinnern. In seinem Erscheinungsjahr 1982 sieht sich die österreichische Volksseele noch immer als erstes Opfer Hitlers und kann mit der Wahrheit so ganz und gar nicht umgehen. Und da kommt eine daher und erzählt unter anderem die...

Das Private ist politisch

Wilhelmine Goldmann beginnt ihre Familiengeschichte um 1900, den frühen Jahren der ArbeiterInnenbewegung, und diese endet in der Gegenwart. Anhand von Briefen, unveröffentlichten Aufzeichnungen und Gesprächen versucht sie, die Geschichte der Familie Lettner, ihre Familiengeschichte, zu rekonstruieren. Eine Geschichte, die eng verbunden ist mit der österreichischen ArbeiterInnenbewegung und der wechselhaften Entwicklung...

Ein schöner Hype

Irina, die im digitalen Leben Toxische Pommes heißt, hat mit ihren satirischen Tik Toks, die die österreichische Seele porträtieren, in kürzester Zeit einen Riesenerfolg gefeiert. Von Social Media aus bahnte sie sich ihren Weg auf die wichtigsten Kabarettbühnen. Nun ist ihr erster Roman erschienen. Schon wieder ein Roman, der die...

Selbstheilung

„Oh, ein Mädchen mit Vergangenheit!“ bemerkt ein Bursch auf einem Unifest, als Nada ihre Strickjacke ausgezogen hat und die Narben ihrer Selbstverstümmelungen zu sehen sind. Nada, Tochter eines Palästinensers und einer Ägypterin, in Wien geboren und aufgewachsen, kämpft jahrelang gegen die traditionellen muslimisch-arabischen Moralvorstellungen ihrer Eltern an. Ohne viel Erfolg....

Der Mensch ist eine Überlebensmaschine

Auch in Valerie Fritsch drittem Roman geht es um menschliche Verwundbarkeit und psychische Verdrängung. August Drach wächst als Einzelkind mit ambivalenten Erziehungsmethoden auf. Sein selbstherrlicher Vater drückt sein Verhältnis zu seinem Sohn mit körperlicher Gewalt aus. Die Mutter, Lilly Drach, die die Gewaltszenerie beobachtet, tröstet ihn nach den Übergriffen des...

Geh weiter, ins Innere des Landes

Mitte der 1990er Jahre verlassen die elfjährige J. und ihre Familie den idyllischen Gratschbacher Hof am Fuß der Karawanken. Zum Anwesen gehören ein Gasthaus samt Discoschuppen, ein Tennisplatz, Schwimmbad und Ställe. Die Gegend drumherum ist „ein Wald ohne Augen. Ohne Sträucher und Äste, die sich hinter deinem Rücken raschelnd zusammenbiegen“....

Von echten und erfundenen Beziehungen

Marlin zieht gemeinsam mit ihrer imaginären Freundin Louisa von Vorarlberg nach Wien, um zu studieren. Dort lernt sie eine genderfluide Person namens Robin kennen und es entwickelt sich eine enge Beziehung zwischen den beiden. Mit WG-Suche und Studienanfang konfrontiert, versucht Marlin in Wien anzukommen und so wenig Zeit wie möglich...

Immer wieder zum Kotzen

Die deutsche Protagonistin und Erzählerin Iris begibt sich auf Anraten von Ela auf eine griechische Insel, um sich von einem emotionalen Zusammenbruch zu erholen. Sie versucht sich abzulenken, weil die direkte Konfrontation sowohl mit den jüngsten Ereignissen rund um Katja und Simon als auch mit der Prägung durch ihre Eltern...

Poetisch-soziologische Autobiografie

Eine Abtreibung mit siebzehn, der Tod der besten, lebenslangen Freundin Anfang 50 und eine neun Monate dauernde intensive Liebesbeziehung bald darauf – in diesen drei Abschnitten ihrer Paris-Trilogie erzählt Colombe Schneck von bestimmenden Ereignissen ihres Lebens. Sie tut dies auf eine direkte, ungeschminkte, lakonische Art, die soziologische Analyse, detailgetreue Schilderung...