Eine politische Autorin
2008
führte der Filmemacher Thomas Grimm Interviews mit der 2011
verstorbenen Autorin Christa Wolf und ihrem Ehemann. Ausschnitte aus
diesen Gesprächen wurden nun in einem schmalen Bändchen
veröffentlicht. Christa Wolf erkennt auch in dieser Zeit die Brisanz
des Klimawandels und schlägt Gegenstrategien vor.
Ihr
feministisches Engagement beweist sie mittels ihrer Initiative im
Weiberkreis, den sie mit anderen bekannten Autorinnen aus der DDR
1986 gründete und der 22 Jahre später noch existiert und sich mit
gesellschaftlich relevanten Themen wie Pressefreiheit beschäftigt.
An anderer Stelle drückt sie aus, dass das Recht auf
Gleichberechtigung in der DDR sich ähnlich beschwerlich umsetzen
ließ wie in der BRD. Sie selbst wurde zuweilen als Quotenfrau in
Gremien gewählt und die dortigen Funktionäre waren entsetzt, wenn
sie sich verstärkt für eine ausgewogene Präsenz der Frauen in
diesen einsetzte. Wolfs Verarbeitung von mythologischen Themen in
ihren Romanen führt die Autorin darauf zurück, dass ihre
Vorstellungen vom Matriarchat sichtbar werden sollten. Abschließend
formuliert sie nach der Wende bereits die Einsicht, dass die
Preisgesellschaft gegenüber der Planwirtschaft keine attraktive,
gesellschaftliche Alternative sei. Interessante Gedanken!
ML
Christa Wolf – Umbrüche und Wendezeiten. Hg. von Thomas Grimm u. Gerhard Wolf. 144 Seiten, Suhrkamp, Berlin 2019, EUR 12,40