Vom Rand in die Zukunft

Wir befinden uns in einer nahen Zukunft, in einem Ausschnitt Europas, bestehend aus einer Stadt und dem umliegenden Wald. Wirtschaftliche und ökologische Krisen haben zu massivem sozialem Ausschluss geführt: Der Staat hat Menschen mit alternativen Lebensweisen aus der Stadt vertrieben, bleiben darf nur, wer als Sexarbeiter:in den Schutz von hochrangingen ‚Normalen‘ hat. Pinar und Ash, früher Anführerinnen der Femme Riots“, haben sich gemeinsam mit vielen anderen ihr Leben im Wald aufgebaut, wo sie Kräuterpräparate als alternativen Hormonersatz für Transpersonen zubereiten. Aber der Staat plant die Vernichtung der Widerstandsgruppen im Wald. Eine Lücke im System bietet auf einmal Möglichkeiten, in die Stadt einzudringen und Gefangene aus dem Widerstand zu befreien – auch Ash und Pinar schließen sich der Aktion an. Die dystopische Welt des Romans ist ein konsequent logisches Weiterdenken der Feindlichkeit gegenüber queeren und trans Menschen inklusive Verbot einer gendergerechten Sprache in der krisengebeutelten Welt. Aber es gibt auch Hoffnung im solidarischen Handeln. Margins and Murmurations ist der englische Originaltitel des Romans, das könnte man mit „Rauschen am Rand“ übersetzen, aber die Autor:in bezieht sich damit auch auf die Murmuration, also die Flugwolken der Stare, ein beeindruckendes Phänomen, das ohne Leitvögel auskommt – mehr dazu in einem schönen Podcast auf der Website der Autorin. Trans-queere SciFi-Empfehlung!

Gabriele Mraz

Kes Otter Lieffe: Von wo wir kommen werden. Aus dem Engl. von Stefanie Frida Lemke. 126 Seiten, w_orten & meer, Hiddensee 2023 EUR 19,00