Immer am Punkt

Fast ist es zu früh erschienen, das Jelinek(Jahr)Buch. Es war abzusehen, wie diese Nationalratswahl enden würde. Vielleicht hätte es dann noch mehr literarischen Furor gegeben. Nun ist das Buch zum Trostpflaster geworden. Und was für eins! Schon im Eingangstext von der Autorin als Statement zum Kriegsgeschehen in der Ukraine verfasst: „Brüder, Schwestern, es brennt!“ plädiert sie dafür, sich nicht von den tagtäglichen Gräueltaten abzuwenden: hinschauen, benennen, handeln! Lamentieren: ja, aufgeben: sicher nicht! Unbeirrt arbeitet sich Elfriede Jelinek seit Jahrzehnten an gesellschaftlich akzeptierter und von Politiker*innen geschürter Menschenverachtung ab. Äußerst heterogen erweist sich die Auseinandersetzung mit dem Werk der Autorin im Rückblick der letzten zwei Jahre. Die Beiträge verbinden leichtfüßig unterschiedlichste Sichtweisen und Zugänge, von wissenschaftlicher Disziplin bis hin zu künstlerischer Produktion. Österreichische Autor*innen gratulieren mit kurzen Texten der Jubilarin zum 75er. Den Abschluss des Bandes bilden die Ergebnisse des 2022 abgehaltenen interdisziplinären Symposiums: Kapital.Geschlecht. Das ist spannende Lektüre. In zwei Jahren bitte wieder mehr davon!

Elisabeth Streit

JELINEK(JAHR)BUCH 2022–2024. Elfriede Jelinek-Forschungszentrum 2022–2024. Hg. von Pia Janke und Susanne Teutsch. Bd. 9. 304 Seiten, Praesens Verlag, Wien 2024 EUR 42,50