Alltagswelten in Kurzform

Nüchternheit paart sich mit Sensibilität, wenn Dantiel W. Moniz in die Lebensrealitäten unterschiedlichster Menschen inmitten der Hitze des Sunshine State Floridas eintaucht. In ihrem Erzählband Milch Blut Hitze vereint sie elf Kurzgeschichten, die emotional aufwühlen und sprachlich begeistern. Es sind Erzählungen von einer Welt, in der man die Möglichkeit transgenerationaler Weitergabe von Traumata erstmal googelt, in der sich Teenager auf der Suche nach dem Bösen den Kopf nach Hörnern abtasten und Geschwister sich eingestehen müssen, dass dieselben Erinnerungen in unterschiedlichen Köpfen anders aussehen können. Die Hoffnung, dass das Leben besser wird, wenn man älter wird, trifft auf die Sorge, dass das Leben so weitergeht bis zum Tod. Es ist ein Spiel zwischen dem Wörtlichen und dem Metaphorischen, das die Geschichten verbindet, verdeutlicht wird das vor allem durch den Titel. Die unaushaltbare Hitze auf dem Highway Richtung Santa Fe, wo zwei Geschwister die Asche ihres Vaters verstreuen wollen; das Blut von zwei Teenagern, das mit Milch vermischt zum Blutschwur wird; der Traum einer Mutter, der die Schwangerschaft ihrer Tochter prophezeit. Es geht um Ängste, Liebe, Wut, um gesellschaftliche Zwänge und den Ausbruch aus veralteten Ideen, um Glaube, Rassismus und Frausein. Inmitten dieser Themen schickt Moniz ihre Protagonist:innen auf die Suche nach den richtigen Worten und schafft es dabei, Gefühle zu beschreiben, für die es keine Namen gibt.
Michaela Koffler
Dantiel W. Moniz: Milch Blut Hitze. Storys. Aus dem Engl. von Claudia Arlinghaus und Anke Caroline Burger. 230 Seiten, C.H. Beck, München 2022 EUR 23,95