Am anderen Ufer des Flusses
Nanahoshi arbeitet für das Unternehmen „Himmelsboten“. Ihre zu erfüllenden Aufträge bestehen darin, dass sie Menschen, die in absehbarer Zeit sterben, einen letzten Wunsch erfüllt. Sie bringt nach deren Ableben Briefe und Erinnerungsgeschenke an deren Hinterbliebene. Der Roman gliedert sich in fünf einzelne Geschichten, die auch für sich gelesen werden können, das einzige Verbindungsglied ist dabei Nanahoshi, die Überbringerin der Nachrichten. Der Tod eines Menschen kann bei den Angehörigen oder Freund*innen, wenn sie posthum ein letztes Geschenk erhalten, unterschiedlichste Emotionen auslösen. Das Gewinnende an der unerwarteten Geste ist, dass sie bei den Adressat*innen dazu führt, dass sie ihre Beziehung zu der verstorbenen Person reflektieren und zuweilen einen dramatischen Umkehrschritt in ihrem Leben vollziehen. Sie brechen aus ihrem stressigen, tristen Alltag aus, gewinnen neuen Lebensmut oder verändern ein unzureichendes Selbstwertgefühl. Ein romantischer Roman, der darüber hinaus realistisch auf die sozialen Härten des Lebens in Japan hinweist. Das jeweilige Geschenk, das die Hinterbliebenen erhalten, ist insofern etwas Besonderes, weil es auf die Wichtigkeit von Beziehungen im Leben verweist, und deutlich macht, was wirklich zählt. Der Epilog am Ende zeigt, dass der Tod dazu nicht benötigt wird. Auch konfliktreiche Beziehungen, die vorzeitig abgebrochen wurden, können durch Aufmerksamkeiten neuerlich belebt werden. Schön!
ML
Sanaka Hüragi: Die Glückslieferanten. Aus dem Japan. von Yukiko Lunginbühl und Sabine Mangold. 208 Seiten, Hoffmann & Campe, Hamburg 2024 EUR 22,70