Ein Moment, der zwei Leben verändert
Im Zentrum
dieses Textes steht die reale Tat eines 16-jährigen Jugendlichen,
der keinen Gedanken an die Konsequenzen verschwendet. Das Rundherum
macht den Text besonders – der Ort ist die Stadt Oklahoma, der
Jugendliche Richard ist schwarz, das Opfer Sasha weiß und es ordnet
sich weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zu, es
nennt sich genderqueer. Zunächst wird die Leserin mit der Art und
Weise bekannt, mit der sich Sasha die Welt erschließt. Sasha findet
in ihrer außergewöhnlichen Schule einen Freund*innenkreis, und der
Wechsel zum Studium steht knapp bevor. Richard hat nach einigen
Kontakten mit Jugendbehörden und einem Aufenthalt in einem Heim in
seiner neuen Schule Kumpels und auch eine Sozialarbeiterin gefunden,
die ihm ein Ziel und den nötigen Rahmen gibt: den Schulabschluss zu
erreichen. Aus dem pubertären Herumblödeln mit Freund*innen im Bus
wird eine schwere Körperverletzung, er hat Sashas Rock mit einem
Feuerzeug in Brand gesetzt. Die folgenden Kapitel beschreiben, wie
die amerikanische Justiz agiert und wie die beiden Familien in dieser
Situation handeln. Bus 57 ist eine akribische Dokumentation. Die
Autorin, eine Journalistin, hat mit den Beteiligten gesprochen und
die Gerichtsverhandlungen verfolgt. Im Kapitel über Sasha findet die
Leser*in viele Details über Möglichkeiten der Zuordnung, der
Benennung von und des Umgangs mit Nichtnormativem. Das Buch war für
mich sehr informativ, insbesondere für den Jugendstrafvollzug in
Amerika.
Erna
Dittelbach
Dashka Slater: Bus 57. Eine wahre Geschichte. Aus dem
Amerik. Engl. von Ann Lecker.
387 Seiten, Loewe Verlag,
Bindlach 2019 EUR 19,50