Ein Schlüssel, ein Bett, ein Tisch
Auf der Suche nach ihrem neuen Selbst folgt man der autofiktiven Protagonistin in ihrer unabstreifbaren Identität als Geflüchtete, zurück in ihre Kindheit am Gazastreifen, die geprägt ist von multiplizierter Unterdrückung inner- und außerhalb territorialer Grenzziehungen. Auf der Flucht definiert sie ihre Vorstellung von Freiheit – ein eigenes Zimmer, das sie selbst abschließen kann, um zur Ruhe zu finden. Erst nach einem Selbstmordversuch erlebt sie diese unabhängige Freiheit in einem Frauenhaus in Toulouse. Dass persönliche Gründe sie zur Flucht bewegten, scheint bei ihren Mitmenschen keine Gültigkeit zu haben – doch die junge Frau wehrt sich gegen die Vorstellung, geflüchtet zu sein, „um eine palästinensische Widerstandskämpferin darzustellen, die ständig ganz Palästina in einer Tasche mit sich herumträgt…“. Obwohl der Roman Stolpersteine zwischen den Kapiteln aufweist, lässt er sich gut in einem durchlesen. Eine Leseempfehlung für jede Person, die sich vom Inhalt angesprochen fühlt.
Valentina Wolf
Keine Luft zum Atmen – Mein Weg in die Freiheit. Asmaa al-Atawna. Aus dem Arab. u. mit einem Nachwort v. Joël László, 172 Seiten, Lenos, Basel 2021. EUR 16,50