Ganz nahe dran
Es ist ein hübscher schmaler Band, mit vielen Bildern. Biografisches mischt sich mit Kunst- bzw. Fototheoretischem. Die Kriegsfotograf:innen Gerda Taro und Robert Capa gelten als die Schöpfer des modernen Fotojournalismus. Beide wurden an Kriegsschauplätzen bei der Arbeit getötet. Gerda Taro während des Bürgerkriegs in Spanien, des ersten Kriegs, bei dem die großflächige Bombardierung der Zivilbevölkerung eine strategische Rolle spielte. Taros und Capas Fotos zeugen vom ungeheuren Elend dieser Zivilbevölkerung. Ihre Fotografie war parteiisch, antifaschistisch, klar auf Seiten der Ausgebeuteten und Unterdrückten. Diese Parteilichkeit zeichnet ihre Fotos aus und unterscheidet sie sichtbar von ‚faschistischer Kunst’; anders als Totalitarismus-Theoretiker suggerieren, macht es einen Unterschied, auf welcher Seite du stehst – auch mit deiner Kunst. Für die beiden stand das nie infrage. Sie stammten aus jüdischen Familien, wurden früh politisiert, lernten sich im Exil in Paris kennen, wo sie Liebespaar und Arbeitsgemeinschaft wurden. Gerda wird als äußerst emanzipierte Frau beschrieben, die Beziehung der beiden als egalitär – auch den künstlerischen Bereich betreffend. Mit nur 27 Jahren wurde Gerda Taro von einem Panzer überrollt. Tausende kamen zu ihrem Begräbnis, das zu einer großen antifaschistischen Kundgebung wurde. Capa blieb in Spanien bis zur Niederlage der Republik und ging dann ins Exil in die USA. Er starb 1954 durch eine Landmine in Vietnam.
Wanda Grünwald
Irme Schaber: Freiheit im Fokus. Gerda Taro und Robert Capa in Leipzig. 112 Seiten, 51 Bilder Hentrich & Hentrich, Leipzig 2024 EUR 18,90