Kein Paradies
Eigentlich wirkt das Deutschland, das die Autorin entwirft, nicht sofort so schlimm wie in vielen anderen in der Zukunft spielenden Romanen: Ja, der Klimawandel hat volle Wäsche zugeschlagen, und Pandemien haben den Rest erledigt – weite Gebiete sind menschenleer, aber in der noch besiedelten Megacity Rhein-Main gibt es Infrastruktur, Arbeit, Gesundheitsversorgung, Wohnungen, ein politisches System. Zugleich ist aber von Anfang an klar, dass freie Meinungsäußerung nicht so gern gesehen wird. Die Hauptheldin Liina arbeitet in einer verbotenen Medienorganisation. Ihr Chef und früherer Liebhaber verhindert, dass sie an der Recherche einer Story über einen Skandal im Gesundheitssystem weiterarbeitet, er übernimmt die Story selbst und wird fast ermordet. Liina ist jedoch keine, die schnell aufgibt, schon als Kind hat sie auf ihren Fahrradausflügen untersucht, was hinter den Grenzen der Mega-City, bei den sogenannten Parallelen, vor sich geht. In diesem spannenden Thriller legt Liina gemeinsam mit vertrauenswürdigen Kolleginnen Schicht um Schicht frei, was Sache ist – und der Kern ist hochaktuell, soviel kann hier verraten werden. Spannend aufgebaut, inhaltlich wichtig – eine Empfehlung!
Gabriele Mraz
Zoë Beck: Paradise City. 282 Seiten, Suhrkamp, Berlin 2020 EUR 10,30