Mit Alma M. Karlin um die Welt

Sie war ihrer Zeit voraus – so startete Alma M. Karlin einem inneren Drang folgend im Jahr 1919 ihre Weltreise. Eine Frau, allein auf Weltreise? Kurz nach dem 1. Weltkrieg eine sehr ungewöhnliche Sache, was vor allem von Karlins Neugier, Hartnäckigkeit und Mut zeugt. Fast neun Jahre lang erkundete sie als Schriftstellerin die Welt. Vier Jahre davon verbrachte sie in Süd-, Mittel- und Nordamerika sowie in Japan und China, wovon der erste Teil „Einsame Weltreise“ ihrer Reisetrilogie erzählt. Das Reisen war jedoch nicht immer ein Zuckerschlecken für die im heutigen Slowenien geborene Pionierin. Sie lebte bescheiden wie die Ärmsten der Einheimischen, oft hart am Limit des Überlebens. Als Sprachlehrerin, Dolmetscherin und mit journalistischen Arbeiten finanzierte sie sich die Reise jeweils vor Ort, statt auf ein Vermögen zurückgreifen zu können wie viele männliche Weltreisende ihrer Zeit. Durch ihren intimen und lebhaften Schreibstil entstehen intensive Bilder der Reise. Erfrischend ist dabei immer ihr bodenständiger Humor, der auch vor ihr selbst nicht Halt macht. So fortschrittlich Karlin auch neue Wege für Frauen ebnete, so verhaftet war sie teilweise in imperialistischen Denkmustern, die sich zeitweise durch rassistische Bemerkungen äuß­ern. Dieser Umstand verhindert leider eine vollständige Identifikation mit Karlin. Dennoch hat der Berliner AvivA Verlag mit der Neuauflage des 1932 erschienenen Reiseberichts ein wichtiges und faszinierendes Zeitzeugnis aus der Versenkung geholt.
Birgit Coufal
Alma M. Karlin: Einsame Weltreise. Hg. von Jerneja Jezernik. 380 Seiten, AvivA, Berlin 2019 EUR 22,70