Rom, Blues und das Leben

Eine geräumige und geheimnisvolle Wohnung in einem romantischen Palazzo, mitten in Rom, einst Liebesnest der schönen und eleganten Guenda. Dort wohnt Laura Sommer aus Buxtehude, 53, Deutschlehrerin, geschieden und fast wieder glücklich verheiratet mit ihrer großen Liebe Fabio, wenn er nicht gerade an ihrem Hochzeitstag unerwartet gestorben wäre. Tief in die dunkle Wolke der Trauer gehüllt tappt sie wie gelähmt durch den für sie unerträglich gewordenen Alltag. Doch dann gibt es da plötzlich einen Wasserrohrbruch in ihrer Wohnung und die Bluessängerin Fra übernachtet bei ihr auf dem Sofa und bleibt – lebensfroh, bunt und schrill – unterschiedlicher könnten zwei Frauen nicht sein. Erst so richtig komplett wird das ungewöhnliche Trio durch die perfektionistische und digital vernetzte amerikanische Studentin Samantha, die als Fras Untermieterin auch bei Laura einzieht. Dann kommt der Abend, an dem Fra Laura in das BluNight verschleppt. Dort tanzt Frau Sommer das erste Mal den Blues und in ein neues Leben. Kirsten Wulf zeichnet ihre Charaktere ausdruckstark, liebevoll und mit einer Prise Humor. Ihre spannende und unvermittelte Erzählweise zieht einen sofort in den Bann. Der Roman ist eine herzerfrischende Hommage an die Freundschaft und Lebensfreude, an die Kraft der Musik, an die Bedeutung der kleinen Gesten. Er zeigt, dass gerade die Ecken und Kanten einen Menschen liebenswert machen und man immer wieder neu im Leben anfangen kann. Die ideale Wohlfühllektüre, nicht nur für Italien-Liebhaberinnen!

Cornelia Axmann

Kirsten Wulf: Signora Sommer tanzt den Blues. 368 Seiten, Kiepenheuer & Witsch, Köln 2020 EUR 11,00