Schlimmer geht hier nimmer
Die junge Wiener Autorin Lilli Polansky schafft mit ihrem autobiografisch anmutenden Debüt einen fesselnden Pageturner. Ihr Coming-Of-Age Roman erzählt von einer dramatisch eskalierenden Krankheitsgeschichte. Triggerwarnung: ‚blutige G’schicht’. Verflochten mit Erinnerungen an das Scheitern der ersten großen Liebe ergibt das äußerst schwere Lesekost. Doch die Autorin beherrscht ihr Handwerk und spickt den Roman glücklicherweise mit so viel trockenem und teilweise subtilem Humor, dass trotz aller Dramatik irgendwie Leichtigkeit vorherrscht. Im Abgang bleibt der etwas schockierende Eindruck, an intimen Extremen teilgehabt zu haben – und die leise Frage, ob es etwa Voyeurismus war, der das Leseerlebnis so unwiderstehlich spannend und genussvoll machte. Ich bin gespannt, ob die Autorin nach diesem fulminanten Erstling noch weitere Werke schaffen wird. Gerne lesen würde ich diese nämlich allemal, vermeintlicher Voyeurismus hin oder her.
Magdalena Holczik
Lilli Polansky: Gratulieren müsst ihr mir nicht. 272 Seiten, Schöffling & Co, Frankfurt/M. 2024 EUR 22,70