Feuer, Schuld und schöner Busen
„Wellengrab“ ist eine Krimi-Love-Story mit dem Anspruch, Unterhaltung mit historischem Kontext und feministischem Anliegen zu verbinden. Wie nebenbei erfahren wir von der politischen Geschichte Griechenlands und es macht Spaß, der österreichischen Griechenland-Auswanderin Laura und der antifaschistischen Inselbewohnerin Christina als handelnden Akteurinnen über die Schulter zu schauen: ihrer Liebe, ihrer Rache, ihrer Schuld. Die Umsetzung wirkt nur teilweise etwas hölzern, wenn Figuren – fast alle müssen diese Rolle einmal übernehmen – plötzlich Geschichte dozieren. Und für die Lust am Krimi-Phantasieren wird kein Liebes-Klischee ausgelassen. Dafür wird schon mal ein Auge zugedrückt und auf Rollenbilder abseits des Stereotyps verzichtet. Alexander ist zwar ein Mörder, aber ein verdammt gut Aussehender, der seine Flamme heldenhaft aus dem Feuer rettet. Die Zweifel der weiblichen Hauptfigur, sich in einen Berufskiller zu verlieben, werden schließlich ausgeräumt: Im Kern ist Alexander ja ein Guter, der in Jugendtagen nur wegen einer Rauferei aus Liebe und Schuldgefühl – das Herz liegt also schon am rechten Fleck – auf die schiefe Bahn geraten ist. Als Zielgruppe stellt man sich Österreicherinnen vor, die gerne auf den griechischen Inseln urlauben, und insgeheim von einem Abenteuer mit einem feschen Griechen träumen. In diesem Krimi dürfen sie sich ihrer Lust hingeben und mal so richtig aus dem Klischee-Vollen schöpfen.
Eva Hallama
Edith Kneifl: Wellengrab. Ein Griechenland-Krimi. 368 Seiten, Haymon Verlag, Innsbruck/Wien 2020 EUR 14,95