Am Ursprung der Welt wartet Misogynie
Krankheiten, die vor allem PoC’s betreffen, Organe, die nur biologisch weibliche Menschen haben und Diagnosen, die auf Sexismus beruhen: Seit jeher werden bestimmte Bereiche der konventionellen Medizin vernachlässigt. Betroffen sind meist Menschen, die auch in anderen Bereichen diskriminiert werden. In ihrem Buch Wo alles beginnt wendet sich die Hebamme Leah Hazard der Gebärmutter zu. Kapitel für Kapitel befasst sie sich mit den Funktionen des Uterus, mit gynäkologischen Erkrankungen, mit chirurgischen Eingriffen und mit den Entwicklungsstufen der weiblichen Reproduktionsorgane. Während die ersten Versuche der frühen Medizin für menstruierende Personen oft lebensbedrohlich waren, geben die neuesten Erkenntnisse Hoffnung auf schnellere Diagnosen und bessere Behandlung. An manchen Orten rückt das Wohlbefinden der Frau langsam in den Mittelpunkt. Gleichzeitig werden jedoch medizinisch ungerechtfertigte Praktiken weiterhin ausgeführt. Leah Hazard schreibt darüber, dass der Uterus nicht immer so aussieht, wie er in den Biologiebüchern dargestellt wird und wie Menstruationsblut bei der Diagnostizierung von Krankheiten helfen kann. Sie spricht mit Frauen, die während der Schwangerschaft Fehldiagnosen bekamen, weil ihre Beschwerden nicht ernst genommen wurden und mit Frauen, die aufgrund von überdosierter Medikation an postpartalen Blutungen litten. In ihren Ausführungen verwendet Hazard jedoch oft Sprache, die Stereotype reproduziert. Begriffe wie ‚Powerfrau’ suggerieren beispielsweise eine Abweichung von der Norm, wenn eine Frau Stärke beweist. Daraus lässt sich ein Umgang erkennen, der zwar Kritikpunkte aufzeigt, aber manchmal nicht reflektiert genug ist. Ein dennoch sehr lesenswertes Sachbuch, das mit wichtigen Informationen und unterhaltsamer Sprache überzeugt.
Michaela Koffler
Leah Hazard: Wo alles beginnt. Die ungeahnte Power der Gebärmutter. Aus dem Engl. von Sophie Zeitz. 416 Seiten, Atlantik, Hamburg 2023 EUR 24,70