Amour fou depressiv
Pauline Delabroy-Allard, eine knapp über dreißigjährige Autorin aus Frankreich, legt mit ihrem Debüt einen Roman vor, der es in die zweite Runde des Prix Goncourt geschafft hat. Von der französischen Kritik wird er überaus gelobt, im Stil mit Marguerite Duras verglichen, dementsprechend sind die Erwartungen der Leser*innen hoch. Erzählt wird die Liebesgeschichte zweier Frauen. Die Ich-Erzählerin ist gerade von ihrem Partner und Erzeuger ihrer Tochter sitzen gelassen worden. Sie arbeitet als Lehrerin in einer Schule und langweilt sich in der Affäre zu einem bulgarischen Geliebten. Ihre Stimmung ist depressiv, ihre Haltung dem Leben gegenüber passiv. Auf einer Party von Freunden lernt sie Sarah kennen, eine Violinistin, die Karriere macht, spontan ist, viele Zigaretten raucht und Unmengen an Alkohol trinkt – das genaue Gegenteil der Ich-Erzählerin. Eine leidenschaftliche Liebe entsteht zwischen den beiden, immer wieder unterbrochen von den zahlreichen Konzerttourneen Sarahs, auf denen sie in seltenen Fällen von der Geliebten begleitet wird. Diese fantastische Liebe ist nicht von Dauer. Warum das so ist, bleibt offen. Das aber könnte einer der Gründe dafür sein, wieso diese Geschichte so wenig berührend ist. Vielleicht ein Lehrstück zur Frage, wieso Liebe und Sex keine Heilmittel in existenziellen Krisen sind?
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Pauline Delabroy-Allard: Es ist Sarah. Aus dem Franz. von Sina de Malafosse. 182 Seiten, Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt/M. 2019
EUR 22,70