Arendt für alle

69-jährig begegnet Hannah Arendt plötzlich einer kleinen Hannah, deren Namen sich ebenso in beide Richtungen lesen lässt. Sie fühlt ich ihrer Arbeit an ihrem Buch „Vom Leben des Geistes“ von dem ca. zehnjährigen aufgeweckten Mädchen gestört und tritt – vorerst etwas unwillig – in einen Dialog mit ihr. Sie nimmt sie mit auf die Bühne des Lebens, spricht mit ihr über das Denken als Handeln, über Aristoteles und die Polis, das Funktionieren von Gesellschaft, die Auswirkungen von Macht und Gehorsam. Ein Wolf ist das bedrohliche Gegenüber, schlussendlich müssen sie vor ihm und den Holzköpfen auch fliehen, sich verstecken. Aber es gilt sich immer wieder mutig einzubringen, denn schließlich gibt es in der Welt die Möglichkeit des ständigen Neuanfangs – wie auch in ihrer beiden Namen HANNAH.

In der Reihe „Philosophie für junge Leser“ wurden nun mit Arendt die erste Philosophin und ihre grundsätzlichen Erkenntnisse in einfacher Sprache dargestellt. In eine abenteuerliche Geschichte verpackt und von großen, plastischen Zeichnungen begleitet lässt sich das Büchlein sehr gut lesen – die darin verarbeiteten weitreichenden Überlegungen erschließen sich vielleicht nicht unbedingt beim ersten Mal, sind jedoch sehr gut eingebaut. Dieses Buch empfiehlt sich nicht nur für Kinder, sondern ist durchwegs auch als Einführung in Hannah Arendts Denken für große Leute geeignet. mel
Marion Muller-Colard: Hannah Arendt auf der Bühne. Illustriert von Clémence Pollet. Aus dem Französischen von Thomas Laugstien. 64 Seiten, diaphanes/Platon & Co., Zürich-Berlin 2015 EUR 15,40