Autor: m l

„Das Sterbenmüssen ist eine Gemeinheit“

An den Skandal über Zeemanns Autobiografie Jungfrau und Reptil kann ich mich gut erinnern. In seinem Erscheinungsjahr 1982 sieht sich die österreichische Volksseele noch immer als erstes Opfer Hitlers und kann mit der Wahrheit so ganz und gar nicht umgehen. Und da kommt eine daher und erzählt unter anderem die...

Der dunkle Fleck

Eva Schörkhuber hat sich einem anspruchsvollen Thema zugewandt, welches wir allzu gern verdrängen, obgleich es uns alle betrifft. Es geht um den Tod, der vielfach Ängste erzeugt. Sie nähert sich dem Thema an, in dem sie zunächst Erlebnisse aus ihrer Kindheit beschreibt, wie schwierig es für sie als Kind zu...

Sexuelle Gewalt als Kriegsstrategie

Sofi Oksanen hat sich bereits in ihrem literarischen Werk mit sexueller Gewalt auseinandergesetzt, nicht zuletzt in Fegefeuer zur Geschichte Estlands. Immer hat die Autorin mit finnischen und estnischen Wurzeln sich in politischen Debatten zu Wort gemeldet. Fragen der Geschlechtergerechtigkeit sind dabei ein wichtiger Aspekt. Zum Krieg Russlands gegen die Ukraine...

Biophilie – von der Liebe zum Leben

Tiere sind im August 2023 erschienenen Roman von Marica Bodrožić „ein Hiersein im Gewebe des Seins, das alle [Lebewesen] miteinander verbindet“. Verschiedene Tiere, angefangen von bekannten Nutztieren wie Kühen und Schweinen bis zu klassischen Haustieren, aber auch Wildtieren, begleiten die Ich-Erzählerin auf einer Reise zu sich selbst, innerer Erkenntnis und...

Das Private ist politisch

Wilhelmine Goldmann beginnt ihre Familiengeschichte um 1900, den frühen Jahren der ArbeiterInnenbewegung, und diese endet in der Gegenwart. Anhand von Briefen, unveröffentlichten Aufzeichnungen und Gesprächen versucht sie, die Geschichte der Familie Lettner, ihre Familiengeschichte, zu rekonstruieren. Eine Geschichte, die eng verbunden ist mit der österreichischen ArbeiterInnenbewegung und der wechselhaften Entwicklung...

Ein Leben für die Sozialarbeit

Der erste Teil bringt Lesenden das Leben und Schaffen der Sozialwissenschaftlerin Maria Dorothea Simon näher. Im zweiten Teil findet sich eine Auswahl von Schriften zu den Schwerpunkten ihrer Arbeit wie beispielsweise Überlegungen zur Weiterentwicklung der Sozialen Arbeit, zu Auswirkungen von Krankenhausaufenthalten bei Kindern oder zu Forderungen und Bedürfnissen Angehöriger von...

Ein schöner Hype

Irina, die im digitalen Leben Toxische Pommes heißt, hat mit ihren satirischen Tik Toks, die die österreichische Seele porträtieren, in kürzester Zeit einen Riesenerfolg gefeiert. Von Social Media aus bahnte sie sich ihren Weg auf die wichtigsten Kabarettbühnen. Nun ist ihr erster Roman erschienen. Schon wieder ein Roman, der die...

Selbstheilung

„Oh, ein Mädchen mit Vergangenheit!“ bemerkt ein Bursch auf einem Unifest, als Nada ihre Strickjacke ausgezogen hat und die Narben ihrer Selbstverstümmelungen zu sehen sind. Nada, Tochter eines Palästinensers und einer Ägypterin, in Wien geboren und aufgewachsen, kämpft jahrelang gegen die traditionellen muslimisch-arabischen Moralvorstellungen ihrer Eltern an. Ohne viel Erfolg....

Der Mensch ist eine Überlebensmaschine

Auch in Valerie Fritsch drittem Roman geht es um menschliche Verwundbarkeit und psychische Verdrängung. August Drach wächst als Einzelkind mit ambivalenten Erziehungsmethoden auf. Sein selbstherrlicher Vater drückt sein Verhältnis zu seinem Sohn mit körperlicher Gewalt aus. Die Mutter, Lilly Drach, die die Gewaltszenerie beobachtet, tröstet ihn nach den Übergriffen des...

Geh weiter, ins Innere des Landes

Mitte der 1990er Jahre verlassen die elfjährige J. und ihre Familie den idyllischen Gratschbacher Hof am Fuß der Karawanken. Zum Anwesen gehören ein Gasthaus samt Discoschuppen, ein Tennisplatz, Schwimmbad und Ställe. Die Gegend drumherum ist „ein Wald ohne Augen. Ohne Sträucher und Äste, die sich hinter deinem Rücken raschelnd zusammenbiegen“....